Deutlich länger als geplant mussten die "Big Brother"-Kandidaten in der zehnten Ausgabe im TV-Knast ausharren. Ursprünglich sollte die Staffel schon am 7. Juni auslaufen. Doch aufgrund der guten Quoten hängte RTL 2 noch zwei Monaten dran. 1,18 Millionen Zuschauer 8,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen - das liegt über dem Durchschnitt des Kölner Privatsenders und ist der beste Wert einer "Big Brother"-Staffel seit Jahren.
Ein Grund dafür könnte sein, dass RTL 2 diesmal eiskalt das Erfolgsrezept perfektioniert hat: ein paar Skandälchen, Promi-Besuche im Container, silikonbepackte Bewohnerinnen und polarisierende Bewohner. Die Rolle des Polarisierers hatte der in der vergangenen Woche herausgewählte Klaus übernommen. Mit fiesen Sprüchen ging er seinen Mitinsassen ordentlich auf die Nerven, und so waren nicht alle Hausbewohner traurig, als der 33-Jährige von den Zuschauern abgewählt wurde. Drei der fünf Verbliebenen zeigten offen ihre Freude: "Die letzte Woche, die wird gut“, kommentierte der 27-jährige Timo den Auszug.
Porno-Klaus und sein Sex-Gerede
Am meisten nervte Klaus mit seiner aufdringliche Art und seinem ständigen Gerede über Sex. Nicht einmal Lorielle London, die dem Knast einen Promi-Besuch abstattete, war vor seinen Avancen sicher. Schnell bekam er den Spitznamen Porno-Klaus verpasst. Unter den Hausbewohnern war er als sexgeil verschrieben. "Irgendwo wird er seine Nudel schon versenken", sagte Kandidatin Iris über ihn.
Für das obligatorische Skandälchen sorgte René aus Rostock. Er verhöhnte einen Mitbewohner, der im Lauf der vergangenen fünf Monate zwei Tanten und eine Großmutter verloren hatte: "Deine Schicksalsschläge verkaufst du im Fernsehen, um Mitleid von den Zuschauern zu kriegen." Derartige Pietätlosigkeit war dann selbst für RTL 2 zu viel: René musste wegen mangelnden Taktgefühls seine Sachen packen.
Überraschenderweise hat der Privatsender in dieser Staffel die Alten entdeckt. Mit der Malerin und Volkshochschullehrerin Anne zog eine 65-Jährige ein. Sie ist damit die bislang älteste Bewohnerin, die je bei der Show mitgemacht hat. Sie hat es sogar bis unter die letzten Fünf ins Finale geschafft.
32 Kandidaten in 211 Tagen
Wie gewohnt war die Fluktuation auch diesmal hoch. Insgesamt wurden im Verlauf der sieben Monate 32 Bewohner verschlissen. Von den zehn Kandidaten, die am 11. Januar dieses Jahres das Big-Brother-Haus bezogen, ist niemand mehr dabei. Die vollen 211 Tage musste also kein Kandidat im Container ausharren.
Jetzt sind noch fünf Kandidaten übrig, die den Sieg unter sich ausmachen. Neben der "Seniorin" Anne die 25-jährige Natascha, die elf Jahre ältere Manuela, der 25-jährige Marc und Timo, 27, der als Frauenschwarm gilt und von daher gute Chancen hat, das Haus als Gewinner zu verlassen.
Dem Sieger winken 250.000 Euro. Im Gegensatz zu früheren Staffeln bleibt diesmal aber nicht mehr so richtig viel übrig: Das Kölner Finanzgericht hatte Anfang des Jahres mitgeteilt, dass die Gewinne aus der Show versteuert werden müssen. Und auch großen Ruhm darf sich der Sieger nicht erhoffen: Während einige Teilnehmer der ersten beiden Staffeln noch heute von ihrer Bekanntheit zehren, so erinnert sich an die späteren Containerbewohner keiner mehr. Oder kennt noch jemand Daniel, den Sieger der letzten Staffel? Soviel steht schon mal fest: Marc, Anne, Natascha, Timo oder Manuela, egal wer heute gewinnt - die Berühmtheit wird nur von kurzer Dauer sein.