Steht ein Typ unter einem Strahl und schreit "Lilly!" Drei Minuten lang. Immer wieder "Lilly!", "Lilly!", "Lilly!" Manchmal wird eine Art Satz draus. "Lilly, lass sein!" Oder: "Lilly, ich kann nicht!" Oder: "Lilly, bitte weniger Wasser!" Szenen wie aus einem Domina-Studio. Doch was da auf das winselnde Männerbündel runterregnete, war kein Natursekt oder flüssiges Wachs, sondern reines, farb- und geruchsloses H2O mit ein paar harmlosen Schalentierchen drin. Muss man dafür die Bewohner des Waldes aus ihrem Mittagsschlaf reißen?
Maurice, der selbsternannte Löwe unter den Campern, fällt schon seit ein paar Tagen unangenehm auf. Gestartet als liebenswerter Tölpel, hat sich in seinem großmaschig geknüpften neuronalen Netz der Wahn verfangen. Mit flackerndem Blick scannt er seine Umgebung ab und lauert auf feindliches Fake-Verhalten. Vielleicht ist es die Mangelernährung, vielleicht der toxische Fallout von Edith. Vielleicht ist der 26-Jährige auch einfach nur eine instabile Persönlichkeit voller Phobien, der dieser ganze Reality-Zirkus überhaupt nicht guttut. In der Dschungelprüfung "Stock-Schauer" loste er jedenfalls auf ganzer Linie ab.
Dann sind wir Helden – mindestens ein Jahr

Kalte Dusche und null Sterne
In zwei aufeinandergestapelten Tanks sollte Lilly von oben Schlüssel nach unten zu Maurice durchreichen, der damit die Sterne auf dem Boden aufschrauben sollte. Ja, da war viel Wasser, das auf Maurice einprasselte, da war jedoch vor allem sein panisches Plemplem-Geschrei, das Lilly über ihm in einen solchen Lachflash versetzte, das sie irgendwann die Reißleine zog. Ende der Dusche, null Sterne. "Nicht mal Amadeus hat meinen Namen so geschrien", berichtete die Niederländerin danach vergnügt und sprach von "Schlapschtik" (= Slapstick). Geschichte hat das Duo immerhin geschrieben: Es war die fünfte vorzeitig abgebrochene Prüfung der Staffel – Rekord in 20 Jahren Dschungelcamp.
Dass nicht alle herzhaft mitlachten, als Lilly nach der Rückkehr ins Basislager immer noch quietschend von dem Fiasko erzählte ("Das wird die lustigste Folge der Woche"), mag einleuchten. Edith kommentierte mürrisch: "Ich habe keinen Spaß, ich habe Hunger." Timur gab zu bedenken: "Ich hätte es dem Team gegenüber anders präsentiert und nicht einfach so gesagt: war lustig." Nur Pierre fand einen buddhistischen Umgang mit der Aussicht auf einen weiteren Tag Bohnen mit Reis bzw. Reis mit Bohnen: "Die Leute mögen gute Unterhaltung – nicht die Sterne. Die haben vorm Fernseher Chips in der Hand und keinen Hunger."
Anna-Carina muss das Dschungelcamp verlassen
Er war es auch, der mit seinem sonoren Ost-Berliner Bass die meisten Briefe vorlas, die von den "Lieben" draußen nach drinnen geschickt wurden. Diese Schreiben sind traditionell Wärmedecken für die emotional ausgekühlten Camper, tausendprozentige Tränengarantien und Sträuße voller Stilblüten und ausgelatschter Plattitüden. Eric Stehfest sendete seiner "Regenbogenbraut" einen Freibrief für ihr unsoziales, manipulatives Verhalten: "Du bist mit deiner Andersartigkeit genau richtig." Pierre wurde darüber informiert, dass ihm "Hunderte" auf Instagram zum "erfolgreichen Kacken" gratuliert hätten. Außerdem: Der Begriff "dämlich" käme von dem mundartlichen Verb "dämeln" (= sich kindisch benehmen). Und Lilly fand ein feines Bonmot für ihren aktuellen Boyfriend ("Mein kleiner, leckerer Dicker").
Im Gegensatz zur Welt war die Klimaerwärmung im Camp aber nur von kurzer Dauer. "Die Stimmung ist angespannt und blöd", analysierte Alessia, die am Ende mit Anna-Carina ins Stechen musste. Vor allem Timur stolperte gestern erratisch durch den Tag, nachdem er in der Nacht davor bei einer gemeinsamen Feuerwache Edith als seine neue Seelenfreundin entdeckt hatte. Die Verhaltensauffälligkeit dieser Frau scheint ansteckend zu sein. Als er in einem plötzlichen Impuls den Teamspirit beschwor, fuhr ihm Pierre relaxt in die Parade: "Wir sind kein Team, wir sind Konkurrenten."
Nach dem Rauswurf von Anna-Carina steht es zwischen den beiden Fraktionen Normalos und Weirdos jetzt 3 zu 3. Timur: "Ich habe Angst, dass es schlimmer wird." Pierre: "Wir haben keine Zeit, dass es schlimmer wird."
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