DSDS Pause vom Mainstream-Gedudel

  • von Peer Schader
Mit Big-Band-Begleitung swingten sich die verbliebenen "DSDS"-Kandidaten durch die fünfte Mottoshow. Der Schock nach dem Rauswurf von Francisca Urio in der Vorwoche steckte den meisten noch in den Knochen. Diesmal blieb es friedlicher.

Manchmal verwechseln sie bei RTL Spannung mit Verzögerung. Aus Sicht des Senders muss es deshalb am Samstag ein äußerst spannender Abend gewesen sein, bei "Deutschland sucht den Superstar". In der fünften Mottoshow mit dem schönen Thema Big Band und sechs noch verbliebenen Kandidaten ist - nach der unterhaltsamen Abwechslung in der Vorwoche - der alte Trott wieder zurückgekehrt. Und der große Knall zum Schluss blieb aus.

Thomas Enns wird beim nächsten Mal nicht dabei sein, diesmal behielt die Jury mit ihrer Einschätzung Recht. "Du hättest dir das Öl, das du in den Haaren hast, besser in die Stimme geschmiert", hatte Dieter Bohlen am frühen Abend über den Auftritt mit "You are the sunshine of my life" gelästert. "Wenn Costa Cordalis morgens um vier durch die Wirtshaustür fällt, hat der immer noch mehr Power." Enns nahm es mit Fassung, bedankte sich artig bei seinen Fans und grinste wie eh und je, als ob er das tatsächlich nicht abstellen könnte.

Unterstützung für Marco Schreyl

Bis es soweit war, zog sich der Abend ganz schön. Zwar war die Liveshow wieder zehn Minuten früher fertig war als in den Programmzeitschriften und im Videotext angegeben, aber das nutzte RTL bloß, um die Zuschauer nachher mit ständigen Wechseln zwischen den Sendungen zu irritieren. Mitten in "Upps! - Die Superpannenshow" folgte noch einmal eine "DSDS"-Schalte, dann wieder "Upps!", bevor endgültig die Entscheidungsshow losging, unterbrochen wieder von Werbung, bevor es endgültig ernst wurde.

Jede Woche steht ein Kandidaten weniger auf der Bühne, aber RTL hat keine Mühe, die dadurch frei werdende Sendezeit mit blödem Geplapper der Moderatoren und Wiederholungen des Schnelldurchlaufs zu stopfen. Ach ja, der Vollständigkeit halber: Tooske Ragas ist nach ihrer Babypause zurück und hat sich nicht davon abhalten lassen, ihren Kollegen Marco Schreyl jetzt kurz vor Schluss doch noch im Ablesen der Texte von den Moderationskärtchen zu unterstützen. Hätte RTL Schreyl weiter alleine moderieren lassen, es hätte niemand was vermisst. Zu zweit stehen sich die beiden bloß gegenseitig im Weg herum.

Wie eine junge Lady

Immerhin muss man das Big-Band-Motto der Show und die angenehme Orchesterbegleitung als schöne Abwechslung zum sonstigen Mainstream-Gedudel loben. Mit Titeln von Frank Sinatra und Ray Charles überraschten so manche Kandidaten, die man eigentlich schon abgehakt hatte. Martin Stosch hat gerade einen echten Lauf: Auch mit "Night and Day" von Sinatra überzeugte er die Jury wieder. Und Lauren Talbot sah bereits vor ihrem Auftritt wie ausgewechselt aus, strahlte in die Kamera und hatte sich endlich ihren Pony wegfrisieren lassen. Im langen schwarzen Kleid mit den gewellten dunklen Haaren hatte sie an diesem Abend nichts Mädchenhaftes mehr, sondern sah aus wie eine junge Lady. Was für ein Unterschied zu dem verschüchterten Häschen, das beim letzten Mal fest damit gerechnet hatte, rauszufliegen!

Dass an Laurens Stelle Francisca Urio gehen musste, war in dieser Woche ständiges Thema. Bohlen motzte die Zuschauer an: "Wir haben überhaupt nichts zu sagen! Ihr müsst anrufen!" Und gleich zu Beginn lief ein kurzer Beitrag, in der RTL noch einmal die Überraschung der Vorwoche zeigte und nachher in Großbuchstaben appellierte: "Nur Sie entscheiden!" Das sah fast schon nach einer Rechtfertigung aus.

"Das war 'ne ganz andere Liga"

Die Favoriten für die nächsten Shows sind nun klar: Mark Medlock hat eine Fanbasis, die ihn jedes Mal in die nächste Show rettet - zurecht. "Das war 'ne ganz andere Liga", lobte Bohlen sein stimmgewaltiges "Unforgettable" im weißen Anzug. Max Buskohl hat stark aufgeholt und glänzte mit einer rockigen Interpretation von "Hit the road Jack". Dagegen wirkt Lisa Bund trotz ihrer fantastischen Stimme fast ein wenig blass. Bohlen lobte trotzdem: "Wenn du weiter so heiß singst, bist du mit Schuld an der globalen Erderwärmung."

Die Zuschauer haben unmissverständlich klar gemacht, dass sie farblose Kandidaten nicht leiden können. Konsequent sind bisher alle herausgewählt worden, denen man am wenigsten eine eigene Linie oder einen besonderen Stil zuschreiben würde. Dazu gehörte nun mal auch Francisca Urio, die selbst Bohlen "zu perfekt" fand. Das Publikum will Stars, an denen es sich reiben kann.

Wenn es dieser Line tatsächlich treu bleibt und in der nächsten Woche keiner der fünf Kandidaten seinen Auftritt total verpatzt, könnte es für Martin Stosch bald eng werden - tiefblaue Augen und ein smartes Lächeln sind den meisten Zuschauern vielleicht einfach nicht genug.

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