"Deutschland sucht den Superstar" "Hühnerstall-Terror im Höchstgrade"

  • von Peter Luley
Weder ihr Liebesgeständnis noch der Kuss vor der Kamera haben ihr geholfen: Linda Teodosiu ist aus "DSDS" ausgeschieden. Verständlich: Zeitweilig fühlten sich sogar die Juroren "fast ein bisschen peinlich berührt".

Die letzten drei Kandidaten aus 30.000 Bewerbern, bereit zum Live-Wettstreit im Kölner Coloneum. "So glücklich kann das Hoch 'Marco' machen", begrüßte Moderator Marco Schreyl die Zuschauer zur vorletzten Show der fünften Staffel von "Deutschland sucht den Superstar".

Wer angesichts des sonnigen Pfingstwetters eine "DSDS"-Pause einlegte, verpasste ein Halbfinale, bei dem es letztlich um die Ermittlung des Gegners für den seit langem favorisierten Thomas Godoj ging.

"Hühnerstall-Terror im Höchstgrade"

Jeweils drei Titel hatten die verbliebenenen Anwärter auf den diesjährigen "DSDS"-Thron vorzutragen: einen Charterfolg, einen Beatles-Song und eine Widmung ihrer Wahl. Es begann holprig. Thomas Godoj tat sich mit "In the shadows" von The Rasmus schwer. Und auch Linda Teodosiu hatte sich mit dem wenig melodiösen Disco-Stück "Don't stop the music" von Rihanna selbst eine undankbare Aufgabe gestellt.

Während "Bär" Läsker den Auftritt mit "sehr mutig (…), Arschlecken, war okay" durchwinkte und Jury-Kollegin Anja Lukaseder diplomatische Worte fand ("clever gelöst, kleines Fräulein"), holte Bad guy Bohlen zu einem frühen Vernichtungsschlag aus: "Dann ist das wohl so, dass ich neben zwei Tauben sitze, leider. Das war für mich Hühnerstall-Terror im Höchstgrade." "Null Groove" bescheinigte der von RTL mit der Einblendung "Pop-Titan" versehene Ex-Modern-Talking-Knödler dem Beitrag.

Erst der von Fady Maalouf dargebotene Westlife-Hit "You raise me up" wurde nicht nur vom Publikum mit "Zugabe"-Rufen bedacht, sondern auch von der Jury als "ganz großes Theater" gelobt.

Schmalz und Schokobären

Es folgten drei gleichwertige, schlüssig auf die Performer zugeschnittene Beatles-Cover: Rock-'n'-Roller und Anti-Tänzer Thomas Godoj brachte eine charismatisch-rockige Version von "Let it be" zur Aufführung, warf sein Jackett ins Publikum und inspirierte Läsker zu dem Ausruf "Du bist 'n fucking Rockstar."

Soul-Prinzessin Linda bot mit Chor die Joe-Cocker-Version von "With a little help from my friends" dar und erntete "Großes Kino"-Kommentare. Und Fady ließ mit seiner "Yesterday"-Variante zwar an der Grenze zum Unerträglichen das Schmalz tropfen, festigte aber seinen Ruf als Schnulzenkönig. "Mehr Gefühl geht nicht", befand Anja Lukaseder, und Bohlen pflichtete bei: "Jeder, der 'n Herz hat, muss anrufen" - lediglich seine Mutter bat er um Zurückhaltung, auf dass sie nicht noch einmal versehentlich die 10.000-Euro-Prämie gewinnt.

Mit den Widmungs-Nummern verfestigte sich dann der Eindruck dominierender Herren: Thomas wollte sich bei seinen Fans "da draußen" bedanken und wetzte die Scharte vom Beginn mit einer gut gewählten Version von "Easy" von Faith no more aus - auch wenn Bohlen meinte, Vorjahressieger Mark Medlock ("da gab's so 'n kleinen braunen Schokobär, den hab' ich natürlich ganz tief in mein Herz geschlossen") habe den Song besser gesungen.

"Herzensstreichler Fady" (Schreyl) widmete seinen Titel den angereisten Eltern - und rang seinem Stil-Repertoire mit Michael Bublés "Feeling good" immerhin noch eine ungehörte Facette ab. Linda dagegen erntete für die Mariah-Carey-Schmachtballade "My all", die sie mit einem Liebesgeständnis an den ausgeschiedenen "DSDS"-Kandidaten Simon und einem Kuss vor der Kamera garnierte, eher hämische Kommentare. "Herzlichen Glückwunsch, Simon, super Schuss abgeholt", röhrte sogar der erklärte Linda-Fan Läsker. Bohlen und Lukaseder fühlten sich durch das Lippenbekenntnis "fast ein bisschen peinlich berührt".

Die 16-Jährige schien das Zuschauervotum zu erahnen: "Es hat mir trotzdem Spaß gemacht", stammelte sie im Interview mit Schreyl schon vor Bekanntgabe des Ergebnisses. Müßig zu spekulieren, ob Bohlens fiese Sprüche oder der selbstbewusste Auftritt von Fady Maalouf ausschlaggebend waren. Das anstehende Männerduell zwischen Rock-'n'-Roller und Schnulzenkönig ist sowieso nur ein Zweikampf für die Galerie: Ein Superstar im Wortsinn wird schließlich auch aus der fünften Staffel nicht hervorgehen.

RTL indes ruft schon am Pfingstmontag in Köln zum nächsten großen Casting auf: Nun soll Deutschland wie schon im vergangenen Jahr wieder "das Supertalent" suchen; Skurriles von "Mäusezirkus" bis "Tigerdressur" ist gefragt. Die Show muss schließlich weitergehen, auch nach der Kür des neuen "Superstars".

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