Neuer Teilnehmerrekord bei "Deutschland sucht den Superstar": 34.420 junge Leute, über 3000 mehr als letztes Jahr, haben sich zum Auftakt der siebten Staffel aufgemacht, um sich den Traum vom Showbusiness per Castingshow zu erfüllen. Sie trotzen der Gefahr, mit irgendeinem Mariah-Carey-Song gründlich abzuschmieren und sich dann von Chef-Juror Dieter Bohlen Kommentare wie "Du klingst wie Kermit, wenn man hinten drauf tritt" zu kassieren. Bohlen ist aber nicht nur Hoffnungsträger für all die ambitionierten Bewerber, sondern vor allem auch für den Sender RTL.
Dort wird er dringend gebraucht, gilt es doch die enorme Quotenlücke zu füllen: In diesem Jahr verzichtet RTL auf das "Dschungelcamp", da die Produktionskosten hoch, die Werbeeinnahmen im Vergleich dazu wohl eher niedrig waren. Und die einzige Showgröße, die beim Kölner Sender sowohl hinsichtlich Quote als auch öffentlicher Aufmerksamkeit für ähnlichen Wirbel sorgt wie der Madenschmaus abgehalfterter Promis, ist nun mal Dieter Bohlen.
Großangriff auf Gottschalk
Erst kurz vor Weihnachten hatte der RTL-Chefinquisitor im Auftrag seines Heimatsenders den Hundedresseur Yvo Antoni samt zugehörigen Jack-Russell-Terriers namens PrimaDonna zum "Supertalent" gekürt und dabei zeitweise mehr als neun Millionen Zuschauer erreicht. Von diesem Erfolg beflügelt, fühlte er sich offensichtlich zur verbalen Großattacke bemüßigt: "Ich will Gottschalk ganz unter unsere Quote drücken", polterte er gegen "Wetten, dass ..?", höchstens drei, vier Jahre solle das noch dauern.
Derart langfristige Absichten ihres Quotenzugpferdes wird man in der Kölner Senderzentrale gern vernommen haben, rüstet man sich doch dort gerade für die siebte Staffel von "DSDS": Den Marathon von 20 Sendungen bis zur Kür des Superstars wird erneut Marco Schreyl moderieren, Bohlen zur Seite stehen wieder die pflegeleichten Mit-Juroren Nina Eichinger, ehemalige MTV-Moderatorin, sowie Musikmanager Volker Neumüller.
Bei RTL weiß man genau, was man an dem langjährigen Mitarbeiter hat: "'DSDS' wäre ohne Dieter Bohlen nur schwer denkbar", sagt RTL-Sprecherin Anke Eickmeier und schwärmt dann ein bisschen von seiner "Fachkenntnis und Personality", die die Show stark geprägt haben. Letztendlich ist es genau diese Fähigkeit - immer wieder Geschichten zu liefern, die begierig und noch nicht mal nur von den Boulevardmedien aufgenommen werden - die Bohlen einer einfach braven Quotenqueen wie Inka Bause voraus hat.
Quotenträger und Geschichtenlieferant
So wird der Casting-Motzki aus Tötensen regelmäßig von ehemaligen Weggefährten attackiert: "Für billigen Applaus macht Bohlen alles. Ich kenne ihn nur als Ekel"; schlug etwa Heinz Henn per "Bild" zurück, der vermutlich wegen Widerworten gegen den großen Meister aus der Jury der Show entsorgt wurde. Pünktlich zum Beginn der siebten Staffel lästert auch Ex-Juror Andreas Läsker in einem Interview mit "jetzt.de": Bohlen sei "fleischgewordener Boulevard", so der Manager der Fantastischen Vier. Er verwechsele stets "Qualität und Erfolg" und daher könnten bei den Castings keine echten Topstars entdeckt werden.
Bohlen schert derartige Kritik herzlich wenig. Und auch bei RTL hat man keine Zweifel daran, dass das derzeit wohl wichtigste Sendergesicht mit DSDS auch in diesem Frühjahr wieder Traumquoten einfahren wird. Für die neue Staffel hat Bohlen sich publikumswirksam einen "Maulkorb" verpasst, will jedes Mal einen Euro in ein Sparschwein stecken, wenn er das Wort "Scheiße" sagt. Es soll einem guten Zweck zufließen, daher ist durchaus spannend, was da nach 20 Sendungen zusammen kommen wird. Spötter meinen allerdings ohnehin, die ganze Sparschwein-Aktion diene Bohlen allein dazu, sein mit Abstand größtes Talent mal ganz plastisch auf der Bühne vorzuführen: aus Scheiße Geld machen.