Es war eine Weltsensation: 1983 präsentierte der stern eine unglaubliche Titel-Geschichte, angeblich waren die Tagebücher von Adolf Hitler aufgetaucht. Später stellte sich heraus, dass die Redaktion auf einen Fälscher reingefallen war. Die RTL+-Serie "Faking Hitler", basierend auf dem gleichnamigen Podcast des stern, hat die wohl bekannteste Fake News der 80er neu als Serie aufgearbeitet - und reichlich Fiktion hinzugefügt. Herausgekommen ist eine mitreißende Zeitreise in die 80er mit herausragenden Schauspielleistungen. So verkörpert Lars Eidinger den eitlen Star-Reporter Gerd Heidemann, der vor lauter Nazi-Verliebtheit auf der Suche nach der nächsten heißen Geschichte nicht merkt, dass ihm da jemand einen Betrug unterjubelt. Sein kongenialer Gegenspieler ist der Fälscher Konrad Kujau, genannt Konni, dargestellt von Moritz Bleibtreu. Mit schwäbischem Dialekt und herrlicher Bauernschläue sorgt er für Humor in der Serie. Sein Konni ist ein Lebemann, der partout nicht einsehen will, dass das, was er tut, falsch ist: "Fälschen ist Kunst, keine Fließbandarbeit!"
Mit seiner Partnerin Agnes (Britta Hammelstein) lebt Konni ein entspanntes Leben, sogar Affären sind drin. Eigentlich. Denn Agnes erwartet, dass ihr Konni dafür ein Leben ohne finanzielle Sorgen bietet. Kujau sieht sich so unter Druck, immer noch mehr gefälschte NS-Kunst auf den Markt zu bringen. Und so beginnt die verhängnisvolle Freundschaft zwischen ihm und dem stern-Reporter Heidemann. Das Geld saß beim Magazin damals locker, im wahren Leben flossen über neun Millionen Mark an Kujau für die Geschichte. In der Serie wird die vermeintlich grandiose Geschäftsbeziehung ordentlich begossen.
"Faking Hitler" zeigt den problematischen Umgang mit der Nazi-Vergangenheit
"Faking Hitler" blickt bei aller Absurdität der Geschehnisse auch in die Abgründe der 80er. Dafür sorgt vor allem die fiktive Figur der stern-Redakteurin Elisabeth Stöckel (Sinje Irslinger). Sie muss den damals alltäglichen Sexismus in der Redaktion ertragen und heftet sich auf die penibel verdeckten Spuren der Nazi-Vergangenheit ihrer eigenen Familie. Beides Faktoren, die maßgeblich zum Skandal beitrugen. Elisabeth ist geschockt, als sie bei einer Recherche über die Waffen-SS-Vergangenheit des Schauspielers Horst Tappert ausgerechnet auf ihren eigenen Vater (Ulrich Tukur) stößt. Der ist mittlerweile ein betont liberaler Uni-Professor - und redet zunächst alles klein.
Heidemanns eigene Faszination mit Adolf Hitler, so deutet es die Serie an, machte ihn besonders empfänglich für die angeblichen Tagebücher, in denen Hitler Banalitäten aus dem Alltag beschrieb. Auch der echte Heidemann besaß übrigens wie in der Serie dargestellt die Yacht von Hermann Göring und war mit dessen Tochter liiert. Und für einen kurzen Moment sah es so aus, als habe Gerd Heidemann wirklich einen "Knüller" geliefert - wie es die Chefredaktion von ihm erwartete. Die Weltöffentlichkeit blickte nach Hamburg, zur stern-Redaktion. Zahlreiche Aufnahmen in der Stadt lassen die 80er noch lebendiger wieder auferstehen. Am Ende sitzen Gerd Heidemann und Konrad Kujau beide vor Gericht. Die sechsteilige Serie "Faking Hitler" ist ab dem 30. November auf RTL+ zu sehen.