US-Journalistin Jessica Pressler "Inventing Anna": Mit diesem Artikel fing alles an

Eine Seite aus einer illustrierten zeigt das Bild einer jungen Frau und eine fette, bunte Überschrift
Der Artikel über Anna Sorokin, geschrieben von Jessica Pressler, erschien 2018 im "New York Magazine" 
© Netflix
Gibt es die Journalistin Vivian Kent aus der Netflix-Serie "Inventing Anna" wirklich? Ja, die gibt es: Sie heißt Jessica Pressler und ohne ihren Artikel über die Betrügerin Anna Sorokin gäbe es die Show wohl nicht.

"Inventing Anna", die Serie über die deutsch-russische Betrügerin Anna Sorokin, dominiert seit Tagen die internationalen Netflix-Charts. Nicht nur die fast unglaubliche Geschichte über die dreiste Masche von Sorokin begeistert die Menschen, auch die Liebe zum Detail macht die Show besonders. Vom Staub in den nachgebauten Redaktionsräumen bis zu den exakt nachgestellten Instagramfotos von Anna: Netflix hält sich eng an die wahre Geschichte, auf der alles basiert. Und so sind auch viele Zitate wortwörtlich aus dem echten Leben gegriffen. Denn alles fing mit einer Story des "New York Magazine" an.

Unter der Überschrift  "Vielleicht hatte sie so viel Geld, dass sie es einfach aus den Augen verlor" erschien dort im Mai 2018 ein Artikel der US-Journalistin Jessica Pressler über Anna Sorokin, die sich Anna Delvey nannte. Wer ihn gelesen hat und danach die Netflix-Show einschaltet, wird merken, dass es ohne Presslers Artikel wohl kein "Inventing Anna" gäbe.

Tatsächlich wurde sogar sie selbst von der Produzentin Shonda Rhimes zur Serienfigur gemacht: In der Show heißt Jessica Pressler Vivian Kent und wird von Anna Chlumsky gespielt. Zahlreiche Produktionsfirmen hatten sich nach Veröffentlichung bei Pressler gemeldet - die übrigens wie in der Serie dargestellt kurz nach der Veröffentlichung ihr Baby bekam. "Ich war hochschwanger als ich die Geschichte recherchierte, ich hab sie ungefähr zwei Wochen vor Geburt abgegeben", erzählt Pressler. Regelmäßig tingelte sie zur Gefängnisinsel Rikers Island, um mit Sorokin zu sprechen. Bis heute hat sie jedoch keine eindeutige Meinung zu ihr.

"Inventing Anna": Jessica Pressler war wie Vivian Kent in einen Skandal verwickelt

"Ist sie böse oder ist die Gesellschaft böse? Welches von beidem ist es? Ich weiß es nicht. Sie konnte zu dem werden, was sie ist, weil die Welt so tickt. Und das ist ziemlich faszinierend", sagt Pressler. Bei allen Betrügern und Betrügerinnen sei es letztlich deren Selbstbewusstsein, das bewundert werde. "Die können mühelos in eine Situation kommen und Dinge tun und sagen, die uns nie möglich wären", so die Journalistin. 

Ähnlichkeit zur Geschichte von Anna "Delvey" Sorokin

Wie Kent in der Serie war übrigens auch Pressler in einen beruflichen Skandal verstrickt. 2014 verlor sie einen bereits zugesagten Job im Investigativ-Team von "Bloomberg News", nachdem sich eine Geschichte von ihr als falsch rausstellte. Sie schrieb damals über einen Schüler, der angab, durch Aktien Millionär geworden zu sein. Hinterher erzählte dieser einer anderen Publikation, dass er sich alles nur ausgedacht hatte. Das Verifizierungsteam vom "New York Magazine" war auf von ihm gefälschte Bankauszüge reingefallen. 

Pressler wechselte deshalb nicht den Job, blieb - und sorgte so dafür, dass das "New York Magazine" unter anderem ihre Story über Anna Delvey drucken konnte. Doch "Inventing Anna" ist nicht die erste Verfilmung von Presslers Arbeit: Ihr Artikel über Stripperinnen, die ihre reichen Kunden ausraubten, kam 2019 mit unter anderem Jennifer Lopez und Lizzo in den Hauptrollen als Drama-Komödie in die Kinos. Pressler wurde darin von der Schauspielerin Julia Stiles gespielt. Durch diese Geschichte wurde sie übrigens auch auf Anna Sorokin aufmerksam: Der Gerichtsfotograf, mit dem Pressler für "Hustlers" zusammengearbeitet hatte, erzählte ihr von der Verhandlung von Sorokin. 

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