Wegen ungeklärter Vorwürfe gegen redaktionelle Führungskräfte des Norddeutschen Rundfunks (NDR) in Kiel gibt es vorübergehend personelle Konsequenzen. Der Direktor des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Volker Thormählen, teilte am Mittwoch in einem Statement mit: "Norbert Lorentzen und Julia Stein haben mich am heutigen Nachmittag gebeten, sie bis auf weiteres von ihren bisherigen Aufgaben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein zu entbinden. Ich habe ihrem Wunsch entsprochen und mich bei ihnen für diesen Schritt bedankt." Thormählen ergänzte: "Ich möchte der guten Ordnung halber daran erinnern, dass die Unschuldsvermutung gilt." Lorentzen ist Chefredakteur des NDR für Schleswig-Holstein, Stein ist dort für die Politik-Berichterstattung verantwortlich.
Der Fall dreht sich um Vorwürfe im Zusammenhang mit der Politik-Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders. Der stern hatte über Vorwürfe berichtet, wonach es eine Art Filter durch die Vorgesetzten in der Redaktion geben könnte. Dabei ging es beispielsweise um ein Interview, das ein NDR-Journalist habe führen wollen, was seine Vorgesetzten aber abgelehnt hätten. Lorentzen und auch der NDR hatten den Vorwurf von politischer Einflussnahme zurückgewiesen.
NDR-Posten werden anderweitig besetzt
Der unabhängige Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein hat eine Prüfung eingeleitet. NDR-Mitarbeiter forderten in einem Brief an den Landesfunkhausdirektor eine lückenlose Aufklärung. Es gehe um die Reputation des Senders.
Die Posten von Lorentzen und Stein übernehmen vorübergehend nach NDR-Angaben die Vize-Direktorin und Chefredaktionsmitglied Bettina Freitag und Redakteur Andreas Schmidt aus dem Bereich "Politik und Recherche".