Felix Murot (Ulrich Tukur) macht im "Tatort: Murot und der Elefant im Raum" mal wieder Felix Murot-Dinge. Um genau zu sein: Er verbindet in diesem Fall das Unterbewusste zweier Menschen miteinander – sein eigenes und jenes einer verunglückten Mutter, die im Koma liegt, und als einzige weiß, wo sich ihr fünfjähriges Kind alleine auf sich gestellt befindet.
Dietrich Brüggemann, der 2019 schon den starken Zeitschleifen-"Tatort: Murot und das Murmeltier" erfand, hat hier eine weitere, sehr kreative Idee umgesetzt. Doch selbst, wenn die Murot-Fälle mit viel Augenzwinkern zu betrachten sind: Wäre es denkbar, dass man im eigenen oder sogar einem fremden Unterbewusstsein umherspaziert? Gibt es Forschung oder gar schon Anwendungen in diesem Bereich?
Worum ging es?
Die verpeilte Eva Hütter (Nadine Dubois) wurde von ihrem Ex verklagt, weil er daran zweifelte, ob sie die Verantwortung für den gemeinsamen fünfjährigen Sohn Benjamin (Lio Vonnemann) übernehmen kann. Als die Verhandlung vor dem Familiengericht für Eva schlecht lief, entführte sie das Kind und versteckte sich mit ihm in einer einsamen Waldhütte. Als sie eine Besorgung machte, wurde sie aufgegriffen, verfolgt und verletzt. Eva lag danach im Koma und konnte nicht verraten, wo sich der hilflose Fünfjährige befindet.
In der Notsituation entwickelte Murot eine verrückte Idee: Da er sich selbst gerade einer Psychotherapie bei Dr. Schneider (Robert Gwisdek) unterzog, kannte er eine ungewöhnliche Maschine, die sein experimentellen Dingen aufgeschlossener Seelenklempner entwickelt hat: Mit der Apparatur lässt sich das eigene Unterbewusstsein begehen. Könnte man, wenn man das Unterbewusstsein der komatösen Mutter und jenes des Ermittlers verbindet, im Kopf der Kindesentführerin Hinweise auf den Aufenthaltsort des Jungen finden?
Worum ging es wirklich?
Dietrich Brüggemann, Autor und Regisseur, liebt verrückte Gedankenspiele. Und Schauspieler Ulrich Tukur ist bekanntlich für klugen Unfug stets zu haben. Man sieht dem Film an, wie viel Spaß alle Beteiligten daran hatten, Traumwelten auszustatten und in Filmszenen zu gießen. Hier gebührt Szenenbildnerin Anette Reuther ein besonderes Lob. Sie lässt Träume sehr viel kreativer, bunter und ungewöhnlich aussehen, als es in vielen anderen Filmen der Fall ist.
Brüggemann und Reuther erschaffen für den neuen Murot-Fall bunte, ja fantastische "Ermittlungsbilder", in denen Passanten mit merkwürdigen Gegenständen in den Händen den Kommissaren stumm den Weg weisen oder Murot auch mal sein eigenes inneres Kind trifft. Alles sieht hier ein bisschen anders aus als in der Realität oder klassischen Traumwelten. Großartig!
Könnte man die "Maschine" aus dem Krimi wirklich bauen?
Wer glaubt, dass sich Träume weder beeinflussen lassen noch dem Bewusstsein zugänglich wären, irrt. Schon lange vor dem Computerzeitalter beschäftigen sich Forscher mit Klarträumen, die man auch Luzide Träume nennt: Über erlernbare Techniken kann man es – je nach Begabung – schaffen, die eigenen Träume zu kontrollieren und in ihnen gar als bewusst handelnde Person aufzutreten.
Von einer Maschine, die das Unterbewusste "begehbar" macht, ist die Forschung allerdings noch weit entfernt. Dies hat auch damit zu tun, dass die Wissenschaft für das Unterbewusste noch keine physische Struktur im Gehirn gefunden hat, die man erforschen oder bearbeiten könnte. Mit klassischen Neurotechnologien wie EEG (Hirnstrommessung) ließen sich unterbewusste Strukturen wie zum Beispiel verdrängte Gedanken bisher nicht nachweisen. Von einer Maschine wie jener im "Tatort: Der Elefant im Raum" sind wir daher noch sehr weit entfernt.
Wer ist die Hauptdarstellerin?
Schauspielerin Nadine Dubois, 1983 in Mannheim geboren, ist eng mit der Arbeit des Regisseurs und Autors Dietrich Brüggemann verbunden. Schon in seinem beiden "Tatort"-Folgen "Murot und das Murmeltier" sowie dem Stuttgarter Fall "Das ist unser Haus" übernahm sie größere Rollen. Die 1,72 Meter große Darstellerin lebt in Berlin und spielte früher vor allem Theater. Heute sieht man sie – neben den Brüggemann-Projekten – vor allem in Episodenrollen deutscher Krimis und Medicals wie "SOKO Leipzig", "Jenseits der Spree" oder "In aller Freundschaft".
Wie geht es mit Felix Murot weiter?
Murot wird – wie gewohnt – im vierten Quartal des neuen Jahres 2026 zurückkehren. Die Folge "Tatort: Murot und das Gespenst" (Regie: Christoph Röhl, Buch: Paul Salisbury) ist bereits abgedreht. Murot ermittelt in einem luxuriösen Altenheim, in dem eine junge Pflegerin ermordet wurde. Die tote Frau erscheint Murot während der Ermittlungen als hartnäckiger Geist – und will dabei helfen, den eigenen Mord aufzuklären.