Nachruf von Alexander Duda Erinnerungen an Horst Bollmann

Schauspieler Alexander Duda spricht über den von ihm hochgeschätzten Kollegen Horst Bollmann. Der ehemalige "Tatort"-Kommissar war vergangene Woche mit 89 Jahren gestorben.

Sommer 1988 traf ich das erste Mal auf den kleinen, korpulenten, großartigen Charakterdarsteller bei den "Tatort"-Dreharbeiten zu "Programmiert auf Mord". Er gab den aus Berlin nach München versetzten Kommissar, ich durfte seinen bayerischen Assistenten spielen. Zu der Zeit war Horst Bollmann ein dem TV-Publikum bekannter und beliebter Schauspieler, dem es immer wieder gelang, seinen Figuren ein menschlich anrührendes Gesicht zu geben. Theaterleuten aber war der 1925 in Dessau geborene Folkwang-Schüler ein Star, einer der ganz Großen, einer, der Theatergeschichte geschrieben hat. Samuel Beckett liebte ihn. Er war sein Estragon in "Warten auf Godot". So war es nur natürlich, dass ich als junger, Theater spielender Kollege voll Neugier, Respekt und einer gewissen Nervosität ihm gegenübertrat. Doch wie erstaunt und erfreut war ich, als ich dann vor einem freundlich bescheidenen älteren Herrn stand, dem es mit Leichtigkeit gelang, die Menschen in seiner Umgebung für sich zu gewinnen.

Alexander Duda,

59, ist TV-, vor allem aber Theaterschauspieler. Er schreibt, inszeniert und spielt mit einer eigenen Truppe in München.

Und dieser erste Eindruck vertiefte sich im Laufe der Dreharbeiten. Horst, der gleich nach dem Abitur noch in den Zweiten Weltkrieg eingezogen worden war, war kein Freund vieler Worte. Er trug, wie es so schön heißt, sein Herz auf den Lippen. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre, wie Horst am Ende eines langen Nachtdrehs von einem reichlich betrunkenen Fan mental und körperlich bedrängt wurde: "Du bist doch dieser Schauspieler Bergmann oder so! Brauchst dir gar nichts einzubilden. Du bist doch auch nix anderes als ein aufgeblasenes Würschterl!" Der Aufnahmeleiter wollte die sich anbahnende Eskalation vermeiden und den Betrunkenen beiseitenehmen, doch Horst ließ es sich nicht nehmen, seinem "Fan" aufmerksam zuzuhören, verwickelte ihn in ein Gespräch, an dessen Ende sich unser Betrunkener dreimal für sein ungebührliches Benehmen entschuldigte, sich höflich verabschiedete und weiter singend und grölend durch die Nacht torkelte. "Tja", meinte Horst, "auch das gehört zu unserem Beruf!" So war er. Ein wunderbarer Mensch.

Von Alexander Duda

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