Neue Comedy "Mom" auf Prosieben Mutterfreuden nach "Two and a Half Men"-Art

Von Henning Hönicke
Eine Emmy-Auszeichnung und gute Schauspieler: Die neue Sitcom "Mom" mit Anna Faris und Allison Janney hört sich vielversprechend an. Doch löst leider längst nicht alles ein.

Um schon im Voraus zu wissen, wie gut Ihnen die Sitcom "Mom" gefallen wird, können Sie gleich hier und jetzt einen Selbsttest durchführen: Welche Gefühle lösen bei Ihnen die Worte "Two", "a half" und "Men" aus? Fangen Sie schon innerlich an zu kichern und freuen sich über coole Sprüche, die Charlie Sheen gerissen hat? Glückwunsch, Sie werden sich bei "Mom" wie zu Hause fühlen. Viel Spaß!

Oder reagieren Sie eher mit Ratlosigkeit oder Wut? "Warum nur", fragen Sie sich vielleicht, "ist so eine fantasielose Sitcom von der Stange nur so ein Wahnsinnshit?" Die zotigen Kalauer! Die eingespielten Lacher, die selbst auf der Tonkonserve schon gequält klingen! Es ist 2014 und es gibt so viele Comedy-Serien, die wirklich zum Totlachen sind - warum gucken so viele Leute trotzdem so eine schlechte Sitcom?

Gute Ausgangslage ...

Das sind alles hervorragende Fragen, die man prima auf "Mom" übertragen kann - die neue Sitcom von Erfolgsproduzenten Chuck Lorre, dem wir schon neben den bereits erwähnten "Two and a Half Men" auch den Riesenhit "Big Bang Theory" verdanken. Dabei ist auf dem Papier eigentlich alles ganz erfolgversprechend: Anna Faris, in Filmen wie "Lost in Translation" umwerfend komisch, spielt Christy, eine Kellnerin, die ihre exzessive Alkohol- und Drogenvergangenheit hinter sich lassen möchte, und ihren beiden Kindern ein stabiles Leben bieten will. Schuld daran, dass ihr Leben aus der Bahn geflogen ist, gibt sie ihrer Mutter Bonnie, die selbst vor lauter Sex, Drogen und Alkohol keine Zeit hatte, eine gute Mutter zu sein. Bonnie wird gespielt von Allison Janney (Fans von US-Serien bekannt aus "The West Wing"), die für diese Rolle gerade erst den Emmy als beste Nebendarstellerin in einer Comedy bekommen hat. Als Tochter Christy sich über ihre Mutter bei einem Treffen der "Anonymen Alkoholiker" auslässt, sitzt Bonnie plötzlich mit in der Gruppe - und möchte den abgebrochenen Kontakt wieder aufbauen.

... klischeebeladen umgesetzt

Eine Ausgangsposition, in der viel Potenzial steckt, und tatsächlich ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen Faris und Janney auf Anhieb überzeugend. Schade nur, dass die Umsetzung eine Checkliste von uralten Sitcom-Klischees ist. Putziges, altkluges Kind? Ist da. Leicht vertrottelter Chef, der in die Heldin verliebt ist. Gibt's auch. Rotzige Teenagerin, die frech zu ihrer Mutter ist? Menschen, die hinfallen? Eine Tonkonserve die suggeriert, ein Publikum hätte an einer dramatischen Stelle beeindruckt "oooOOOooo" gerufen?

Ach, man kann es gar nicht alles aufzählen. Sobald man merkt, dass "Mom" tatsächlich nur ein uninspirierter Neu-Aufguss von "Two and a Half Men" ist, taucht auch prompt Gaststar Jon Cryer (für "Two and a Half Men"-Laien: Er spielt den trotteligen Alan) auf, um zu bestätigen: Jawoll, das hier ist ein Spin-Off von meiner Show, vielen Dank fürs Einschalten.

Schade, der Mutter-Tochter-Konflikt hätte mit diesen Schauspielerinnen umwerfend komisch und überraschend werden können. Aber angesichts dessen, dass "Mom" in den USA bereits ein Riesenhit ist, bestätigt sich immer wieder: Es stört viele Fernsehzuschauer einfach nicht, immer wieder die gleiche Serie zu gucken.

Prosieben zeigt die Comedy "Mom" in Doppelfolgen mittwochs ab 22.05 Uhr

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