"Promi Big Brother" - der Einzug Unten ohne am Abwasserkanal

Von Ingo Scheel
Zur Gründerzeit von "Big Brother" wurde noch verschämt unter der Bettdecke gerangelt, heuer geht es schon nach wenigen Stunden ans Eingemachte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein fulminanter Start für "Promi Big Brother".

Soll noch einer sagen, man lernt nichts bei den Privaten. Kaum ein Viertelstündchen vom Auftakt-Tschingderassabumm des zweistöckigen TV-Knasts namens "Promi Big Brother" ist vergangen, da hat man schon so einiges in die Fibel gekritzelt: Backstage läuft Slayer auf den Kopfhörern. Natascha Ochsenknecht räumt den Tisch ab, wenn die anderen noch essen. Cathy Lugner hat sich die Haare blond gefärbt, um nicht mehr so doof rüberzukommen. Im Publikum sitzt Ulf Kirsten. Auch It-Girls kommen in die Menopause. Ben Tewaag hat schon auf Kinderfotos geraucht. Und Maggi muss man sich erarbeiten. Was immer das heißen mag.

Tag 1 im Dschungel….vermaledeites Wunschdenken….im Big-Brother-Haus und die ersten beiden Einzügler in der oberen Etage sind Natascha Ochsenknecht und Prinz Marcus von Anhalt. Und wie prima die beiden zusammenpassen. Sowohl Taschi als auch der "geilste Prinz von Deutschland" haben den Teint-Drehregler am heimischen Solarium auf "Teewurst" gestellt und sich anschließend mit Filzer Augenbrauen gemalt. Sieht schick aus. Und passt farblich zum Rest der gar nicht mal so Bel Étage. Als hätte man einen Dodenhof-Showroom für eine Flatrate-Orgie mit Sekt satt eingerichtet, dazu Schiebetüren aus der ersten Staffel von "Raumschiff Enterprise". Frau Ochsenknecht gefällt's. Schick, nä? Schön, nä? Schon schön. Nun ja. Soll wohl heißen: Schön. Also. Schick. Und schön.

Megamegahübsches Interieur

Während Frau Ochsenknecht schon freudigen Blickkontakt mit der fröstelnden Witwe Klicko aufnimmt, kann es dem Prinzen gar nicht schnell genug gehen. "Mal sehen, welche Pflaume jetzt kommt?!". Wenn der wüßte, welche Antwort wenig später im unteren Stockwerk auf diese Frage gegeben wird. Aber der Reihe nach: Cathy Lugner - was ist eigentlich die weibliche Form von Mörtel? - bekommt ein paar gute Wünsche von ihrer Schwester mit auf den Weg. "Sie kommt direkt in die Kanalisation, sie ist nicht sehr beliebt" - und darf trotz der mitfühlenden Gedanken oben einziehen. Geschmacklich dürften sich Frau Ochsenknecht und die Beinah-Bundespräsidentin von Österreich gut verstehen. Letztere findet das Interieur nämlich auch megamegahübsch. Megaschön. OMG! Wirklich schön.

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Mit diesen zwölf Kandidaten fing die vierte Staffel an

Ben Tewaag ist das vorerst wurscht. Aus dem echten Knast ist der Schätzchen-Spross Härteres gewöhnt und sorgt sich zunächst eh nur darum, dass er seine Kampfhunde schmerzhaft vermissen  wird. Ein Gefühl, was die beiden Racker erwidern dürften, wie man im Video unschwer erkennen kann. Kein Wunder, dass der Tewaag Sekunden nach Einzug schon etwas von ‚Cockteasing' fantasiert.

Der ergraute Herbergsvater

In ähnlichem Segment ist Joachim Witt unterwegs. Der ergraute Herbergsvater sieht das BB-Experiment als therapeutische Angelegenheit, als Entschlackung für Borderliner, bei der vor allem eins wichtig ist: Dass man nicht ins Bett macht. Wann kommt die Flut? Am besten erst auf dem WC. Nicht auszudenken, was los wäre, würde Hubert Kah noch hier wohnen. Die Best Ager der Neuen Deutschen Welle bei Rote-Bete-Saft und Canapées - ein Träumchen. Nun denn, ist halt nicht. Stattdessen kommt Isa Jank. Die hat mal unter Fassbender gedreht, wurde später in "Verbotene Liebe" zur Serien-Adligen und macht das, was die Leute von der Soap so machen, wenn die Seife zur Neige geht: Irgendwas mit Astrologie.

Irgendwas mit Rauchen macht Mario Basler und darf - "isch könnt `ne gewisse Rolle übernehmen" - auch erstmal ins Oberhaus. Ein Gefühl, an dass sich Super-Mario vielleicht noch dunkel erinnern kann.

Gynäkologische Gags

Apropos dunkel - im Kriechkeller versammelt sich derweil das Schattenkabinett. Steffen "Unter uns" Dürr wartet mit Vorteilspost vom Schlage "Ich habe keine Preise gewonnen" auf. Frank Stäbler muss mehrfach erklären, was er eigentlich macht ("Was mit Ringen") und kann sich absolut nicht sicher sein, dass es alle verstanden haben. Dank Dolly Dollar sieht man endlich einmal wieder einen Ausschnitt aus "Eis am Stiel". "Die hat Möpse, da kann man vier draus machen", entfährt es da dem - ‚unvergessenen' hätte ich fast geschrieben - also Zachi Noy, einem der Helden aus dem Betamax/VHS-Zeitalter. Den könnte man doch auch mal einladen. Wer weiß, was dem für gynäkologische Gags zum Stelldichein von Edona James und Jessica Paszka eingefallen wären. Erstere(r) zeigt nämlich schon nach gefühlten zehn Minuten alles. Und das im wörtlichen Sinne.

Einst ein Mann, jetzt eine Frau, lässt Edona jener dem körperlichen Umbau ("Mein Bauch ist jetzt im Arsch") auch nicht abgeneigten Jessica freie Sicht auf den Vaginalbereich. Hose runter, Beine hoch - und…wie sehe ich aus? Schamlippen-Limbo am Abwasserkanal - was für ein früher, verstörender Höhepunkt. Kurz zuvor bereits hatte Edona den Blick auf die Giebel freigegeben und bei ihrem Gestakse am Brackwasser-Kanal wieder einmal die Frage aufgeworfen: In der Schönheitschirurgie ist soviel möglich, warum sehen die Brustwarzen dennoch oft so aus, als seien sie aus Mett geformt. Ist es die Basketball-Größe?

Ab nach unten

Wenig später jedenfalls ist es bereits wieder vorbei mit der Schwesternschaft. Zwischen zwei Selbstgedrehten und wohl verwirrt von Steffen Dürrs an engagementfreien Abenden zur Perfektion gebrachten Streichholz-Basteleien dreht sich der Wind schlagartig, erleidet der, die, das James einen ersten Zusammenbruch. Die Paszka sei nichts weiter als eine Psychochonderin. Google verzeichnet für dieses Wort immerhin 328Treffer.

Am Ende wird noch ein wenig Karussell gefahren, und der Prinz muss schließlich den Weg nach unten antreten. Neu dürfte sich das kaum angefühlt haben, der Mann war wie Tewaag ebenfalls bereits im Knast. Auch Steffen Dürr scheint sich für die volle Distanz zu rüsten. Das Hawaiihemd steht ihm prima, die Shorts auch, und die Nahrungssituation ist ihm wumpe. "In der Wildnis kacken die Tiere auch ins Wasser und man trinkt es trotzdem." Na denn - Prosit.

"Promi Big Brother", heute, 22.15 Uhr, Sat.1

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