An dieser Serie kam in den späten 90ern keiner vorbei: "Sex and the City" gilt als eine der erfolgreichsten TV-Shows der letzten Jahrzehnte, hat weltweit Fans und trug zum großen New-York-Hype bei. Jetzt kommt eine Neuauflage, "And just like that" soll sie heißen, drei der Hauptdarstellerinnen sind mit dabei. Doch wer sich die Show aus heutiger Sicht nochmal anguckt muss sich fragen: Ist das wirklich eine gute Idee?
Vieles an "Sex and the City" war damals großartig und neu: Allein die Prämisse, dass es um Frauen-Freundschaften ging und diese Frauen auch noch schamlos über Sex und weibliche Masturbation sprachen, war 1998 überraschend und ein Tabubruch. "Sex and the City" machte außerdem Single-Sein plötzlich cool. Und dann war da natürlich die Mode, die sich in stets noch exzentrischere Outfits steigerte. Gleichzeitig war die Show so erschreckend weiß, rassistisch und elitär, dass es im Rückblick fast unwirklich erscheint.
Ausgerechnet die Tabu-Brecherin Samantha fehlt
Für Samantha sind schwarze Männer reiner Fetisch, Charlotte hätte niemals jemanden gedatet, der weniger Geld als sie verdient, Miranda hatte Angst davor, eine Lesbe zu sein und Carrie trägt "Ghetto-Gold" - aber nur zum Spaß. Autsch. Auch die Darstellung von Homosexuellen war wahnsinnig klischeehaft. Wie ignorant die Serie ist, hat vor einigen Jahren der #WokeCharlotte schon aufgezeigt. Darunter finden sich Memes, in denen ausgerechnet die spießige Charlotte ihre Freundinnen nach problematischen Äußerungen zurechtweist.
Sehr viele Serien und Filme aus den 90ern und frühen 2000ern sind einfach nicht gut gealtert. Dass betrifft das Fat-Shaming bei "Friends" genauso wie den Sexismus in "How I Met Your Mother". Dass bei "And just like that" ausgerechnet Kim Cattrall, alias Samantha Jones nicht dabei sein wird, schmerzt zusätzlich. Rassistische Äußerungen gab es auch bei dieser Rolle, doch zumindest beim Thema Sexualität war sie es, die immer wieder Toleranz vorlebte und zahlreiche Tabus ansprach. Wie sie in der neuen Show thematisiert wird, ist noch nicht bekannt. Gerüchte, wonach die Rolle von Samantha mit einer schwarzen Frau ersetzt werden könnte, kursieren schon seit Jahren im Netz.
Denn wie könnte ein zeitgemäßes "Sex and the City" heute aussehen? Sicherlich nicht so wie die beiden lieblosen Film-Fortsetzungen, die vor etwa zehn Jahren als bloße Luxus-Pornos mit ungenierten Markenplatzierungen daher kamen. Dabei gibt es genug Tabus, die die Serie auch im Jahr 2021 noch brechen könnte.
Die Tatsache, dass Charlotte, Carrie und Miranda jetzt in ihren 50ern sind, hat zum Beispiel Potenzial. Denn gleich drei weibliche Hauptrollen in dieser Altersgruppe hat es seit der Sitcom "Golden Girls" nicht mehr gegeben. Anders als Männer verschwinden Frauen häufig komplett vom Bildschirm, wenn sie älter als Mitte 30 werden. Und damit auch Themen wie Wechseljahre, Sex im Alter oder späte Karrieren. Interessant wäre es auch, die konservative Charlotte mit den heutigen Toleranzstandards zu konfrontieren. Ihre Rolle könnte außerdem durch ihre asiatische Adoptivtochter selbst mit Rassismus in Berührung gekommen sein.
Die Chancen sind da, "Sex and the City" muss sie nutzen.