- 4 von 5 Punkten
- Ein Film, der unterhält und gleichzeitig zum Nachdenken über den eigenen Fleischkonsum anregt
Worum geht's?
Die Wiener Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) müssen raus aufs Land. Der Landwirt Max Winkler liegt erschlagen in seinem Schweinestall. Winkler und seine Frau Irene führten den Betrieb in fünfter Generation. Aus dem einst idyllischen Bauernhof ist aber längst ein Groß-Unternehmen mit Massentierhaltung geworden. Gewinne und Profit schienen für den Toten wichtiger zu sein als das Wohl seiner Tiere. Das führte zu vielen Konflikten. Winkler geriet mit seinem Schwiegervater aneinander, der den Hof lieber klein halten wollte, und auch Tierschützer machten dem Schweinebauern das Leben schwer. Zudem hatte sich Winkler auf Geschäfte mit einem bulgarischen Agrarkonzern eingelassen – doch auch diese Verbindung bereitete nur Probleme. Eisner und Fellner haben es also mit zahlreichen Motiven und mehreren Verdächtigen zu tun.
Warum lohnt sich der "Tatort: Bauernsterben"?
Der Film beschäftigt sich mit Fragen, die brandaktuell sind und viele Menschen tangieren dürften: Wie viel Fleisch können wir guten Gewissens noch essen und was sind wir bereit dafür zu zahlen? "Glaubst du nicht, dass den meisten Menschen wurscht ist, woher die Wurst kommt?", fragt Bibi Fellner ihren Kollegen Moritz Eisner. Der antwortet: "Viele könnten sich Fleisch sonst gar nicht leisten. Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Es geht jedoch nicht nur um die Verbraucherperspektive. Auch die Herausforderung, vor der viele Bauern stehen, wird thematisiert: Den Spagat zu schaffen zwischen artgerechter Haltung und lukrativer Betriebsführung. Drehbuchautor Lukas Sturm bringt in diesem Zusammenhang Tierschützer und EU-Fördergelder mit ins Spiel. Ihm ist ein komplexer, informativer Film gelungen, der es schafft gesellschaftliche Themen und einen Kriminalfall zu verknüpfen. Und der trockene Humor, für den das Wiener Team bekannt ist, kommt auch nicht zu kurz.
Wiener "Tatort"-Duo quittiert den Dienst – auch diese Ermittler sind nicht mehr dabei

Was stört?
Zahlreiche Figuren sind sehr klischeehaft gezeichnet: Die rumänischen Hilfsarbeiter, die als potenzielle Kriminelle dargestellt werden, die naive Dorfpolizistin, die den Kommissaren mit ihrem Unwissen auf die Nerven geht, die nerdigen IT-Spezialisten sowie die radikale Tierschützerin, die lautstark plädiert: "Fleisch ist Mord". Weniger Stereotype wären hier angebracht gewesen.
Die Kommissare?
Moritz Eisner kann den Ermittlungen abseits der Stadt durchaus etwas abgewinnen. Ganz anders dagegen seine Kollegin Bibi Fellner. Sie will möglichst schnell zurück in die Stadt. "Mit Idylle tue ich mich schwer", sagt sie und kommentiert die Stille auf dem Land mit den Worten: "Wenn da eine Katze miaut, ist das schon Lärmbelästigung." Ulkig wird's als die Kommissare in die Stallreinigung geraten, klatschnass werden und am Ende in geborgten Klamotten und Gummistiefeln ermitteln.
Ein- oder ausschalten?
Lohnenswert, aber nichts für Zartbesaitete: Das Szenen aus dem Schweinehof sind mitunter heftig, vor allem die Leiche des Toten, die von den Schweinen übel zugerichtet wurde.
Die Kommissare Moritz Eisner und Bibi Fellner ermittelten auch in diesen Fällen: