"Tatort" aus Wien Zu Tode optimiert: Ein Film über die Überlastung im Arbeitsleben

"Tatort" heute aus Wien
Im neuen "Tatort" aus Wien bekommen es Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) mit dem Mord an einem jungen IT-Mitarbeiter zu tun.
© ORF/Prisma Film/Petro Domenigg / ARD Degeto
Der Mord an einem hochleistungsfähigen IT-Mitarbeiter führt die Wiener "Tatort"-Kommissare Eisner und Fellner in die moderne Berufswelt, in der Menschen ihr Leben den Erfordernissen der Arbeit unterwerfen.
  • 5 von 5 Punkten
  • Halb Krimi, halb Gesellschaftspanorama - auf jeden Fall ein ambitionierter, kunstvoller Film

Worum geht's im "Tatort"?

Er war so etwas wie der perfekte Arbeitnehmer: "Menschen wie Marlon steht die Zukunft offen", sagt sein Vorgesetzter über den jungen Mann. Doch jetzt liegt Marlon tot im Hausflur, mit dem Messer erstochen. Und es gibt keine Hinweise auf den Mörder. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) versuchen sich erst einmal ein Bild über den Toten zu verschaffen. Das fällt uneinheitlich aus: Während sein Chef ihn "charmant, lustig und ungewöhnlich" fand, stoßen die Polizisten auf viele Menschen, die den Toten als kalt und skrupellos bezeichnen. Durch die Ermittlungen wird der Täter aufgeschreckt - und begeht eine weitere Tat... 

Warum lohnt sich der Fall "Was ist das für eine Welt"?

Dieser Film beschreibt eine Welt, in der Menschen sich komplett dem Wirtschaftssystem untergeordnet haben. Um den immer weiter steigenden Anforderungen zu genügen, ist Selbstoptimierung an der Tagesordnung, Rausch dagegen nur noch als "Mircrodosing" möglich. Evi Romen gibt mit diesem Fall ihr fulminantes "Tatort"-Debüt. Die 55-Jährige ist eigentlich Editorin - der Kunstvolle Schnitt ist auch ein Markenzeichen dieses Krimis. Erst 2020 hat Romen erstmals bei einem Film Regie geführt - dieser "Tatort" zeigt sie bereits als Meisterin ihres Fachs.

Was stört?

Innerhalb von 90 Minuten liefert dieser Film nicht nur einen Krimi mitsamt der fälligen Aufklärung, sondern reißt eine Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen und Themen an. Das alles ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die den Fall aus dem Rückblick erzählt - für manchen Zuschauer mag das die ein oder andere Drehung zu viel sein.

Die Kommissare?

Der Fall wird diesmal durch die Augen von Meret Schande (Christina Scherrer) erzählt, der Assistentin von Eisner und Fellner. Die hat eine desillusionierte Sicht auf die Dinge: "Das ist natürlich das totale Polizistenklischee: die zwei, die schon alles gesehen haben", sagt sie. "Der zynische Moritz und die Bibi, die auf Teflon macht." Nebenbei dekonstruiert die junge Frau, deren Privatleben unter der hohen Arbeitsbelastung leidet, den romantischer Mythos, dass Polizeiarbeit kein Beruf ist, sondern eine Berufung.

Ein- oder ausschalten?

Dieser "Tatort" ist von der ersten bis zur letzten Minute sehenswert, eine klare Einschaltempfehlung!

Diese Fälle kamen zuletzt aus Wien:

PRODUKTE & TIPPS