- 3 von 5 Punkten
- Die Geschichte um Loyalität in einer kriminellen Familie ist nicht neu, aber solide erzählt. Dennoch hat man das Ganze schon besser gesehen
Worum geht's?
David (Louis Guillaume) ist 13 Jahre alt und hat in seinem Leben schon Schlimmes erlebt: Der große Bruder starb bei einem Autorennen, der Vater sitzt im Knast, er selbst lebt in einer Jugendeinrichtung. Sein einziger Lichtblick ist die Sozialarbeiterin Annarosa (Caroline Cousin), für die der Junge schwärmt und die unbedingt möchte, dass David ein Leben nach seinen Vorstellungen führen kann. Doch David steht auch unter Beobachtung seiner kriminellen Cousins und Cousine, die ihn bei einem Juwelierraub Schmiere stehen lassen. Als dabei eine Frau stirbt, rückt der strafunmündige Schüler noch mehr in deren Mittelpunkt. Geschickt üben sie Druck auf ihn aus, um ihn für ihre Machenschaften zu benutzen. Als die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) mit ihren Ermittlungen beginnen, wissen sie schnell, was passiert sein könnte. Aber wie kriegen sie David auf ihre Seite? Zumal auch Davids Vertraute Annarosa von der Polizei nicht viel hält.
Warum lohnt sich der "Tatort: Zerrissen"?
Dem Film gelingt es, die ungeheure Verletzlichkeit von jungen Menschen in der Pubertät einzufangen: Auf David wird von allen Seiten Druck ausgeübt. Er will seinen Bruder in Ehren halten und der Familie helfen, will Annarosa gefallen und gleichzeitig dem Vater glauben. Es fällt ihm schwer, auf sich selbst zu hören und zu erkennen, wem er vertrauen kann und wem nicht. So wird diese Orientierungslosigkeit zur Gefahr für ihn, denn alle wollen ihn beeinflussen. Auch die Dynamiken innerhalb der kaputten Familie wirken authentisch, gerade wenn sich alle bei der gemeinsamen Oma versammeln oder die Cousins versuchen, an Davids Familienehre zu appellieren.
Was stört?
Die Figur der Annarosa hätte etwas weniger Klischee vertragen können: Die Sozialarbeiterin soll betont tough sein. Sie macht Kampfsport und braust mit einem Motorrad umher, legt sich mit der Polizei an und scheint immer zu wissen, wie diese gerade vorgehen. Ihr Anti-Establishment wirkt streckenweise etwas künstlich. Schade, denn sie ist, wie so oft, fast die einzige Frauenfigur mit nennenswerter Geschichte im Film.
Die Kommissare?
Lannert und Bootz ermitteln angenehm solide und ohne die manchmal kuriosen Abstecher ins Privatleben. Die beiden sind sich nur in einem Punkt uneins: Bootz nimmt sich Annarosas Kritik an der Polizei zu Herzen, zweifelt an, ob sie auf den dreizehnjährigen David wirklich Druck ausüben sollten. Lannert hingegen will den Mord mit allen Mitteln aufklären.
Ein- oder ausschalten?
Für einen soliden Krimiabend reicht der "Tatort: Zerrissen" aus Stuttgart allemal. Sie werden der Handlung jedoch auch problemlos folgen können, wenn Sie nebenbei noch Wäsche aufhängen oder Kreuzworträtsel lösen.