"Muttertag – Ein Taunuskrimi" Schauspieler Tim Bergmann: "Deeskalation würde uns allen in diesen Zeiten guttun"

Von Alexander Nebe
Tim Bergmann
Tim Bergmann als Kommissar Oliver von Bodenstein im ZDF-Zweiteiler "Muttertag – Ein Taunuskrimi"
© Hagen Keller / ZDF
Tim Bergmann ist in einer neuen Doppelfolge der ZDF-Reihe "Der Taunuskrimi" zu sehen. Im Interview spricht der Schauspieler über sein Image als attraktiver Ermittler, einen fiesen Unfall als Teenager und seinen bevorstehenden 50. Geburtstag.

Was für einen Stellenwert hat der Muttertag für Sie?
Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich in der Vergangenheit schon den einen oder anderen verpasst. Aber meine Mutter betrachtet diesen Ehrentag auch eher locker. Wenn ich dann aber doch mal angerufen habe, kam gerne von ihr die trockene Frage: Und was ist mit eurem Vater – am Vatertag? Ich finde es aber auch völlig legitim, wenn der Muttertag in vielen Familien ein festes Ritual ist. Bei uns ist es halt anders. 

Sie gelten als einer der attraktivsten Ermittler im deutschen Fernsehen. Freuen Sie sich über so ein Prädikat oder nervt es eher?
Ich nehme dieses Kompliment eher amüsiert zur Kenntnis. Zumal meine Eigenwahrnehmung ganz anders ist. Attraktivität ist immer relativ – und wenn ich zum Beispiel morgens in den Badezimmer-Spiegel schaue, kommen mir solche Gedanken nicht für eine Sekunde in den Sinn. Nervig wird es allerdings, wenn ein gewisses Aussehen zu deinem Nachteil interpretiert wird.

Was genau meinen Sie?
Es gibt Menschen in der Branche, die Schauspielerinnen und Schauspielern mit einer ansprechenden Optik, was auch immer darunter zu verstehen ist, schneller das Talent absprechen. Das beginnt bereits bei der Auswahl an der Schauspielschule. Als hätte das eine mit dem anderen zu tun. Ein gebrochener, verzweifelter oder komplexer Charakter, oder auch ein Antagonist sollte doch unabhängig vom Aussehen besetzt werden können. 

Sie werden demnächst 50 Jahre alt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den runden Geburtstag?
Alter ist in meinen Augen nur eine Zahl. Insofern sehe ich das Jubiläum ganz entspannt. Wenn überhaupt begegnet mir das Alter im Spiegel. Körperlich fühle ich mich aufgrund eines viel bewussteren Lebenswandels mit High-Intensity-Training und Yoga besser als vor dreißig Jahren. Ich muss aber auch schlucken, wenn ich zum Beispiel meine Nichte treffe, die gestern gefühlt noch ein kleines Kind war und nun gerade ihr Studium begonnen hat.

Apropos Lebenswandel: Haben Sie ein tägliches Ritual für Ihre Gesundheit, auf das Sie nur schwer verzichten können?
Ja, ich trinke an jedem Morgen auf nüchternen Magen einen Liter abgekochtes Wasser.

Und warum?
Meine Frau und ich waren vor vielen Jahren mal gemeinsam auf einer Ayurveda-Kur, fühlten uns danach einfach großartig. Auch das morgendliche Wassertrinken war dafür ein Grund – und deshalb haben wir uns diese Angewohnheit bis heute bewahrt. Ich fühle mich viel energiegeladener und es tut meinem Körper einfach gut. Einen kleinen Nachteil gibt es allerdings doch.

Welchen?
Das viele Trinken spült den Organismus so gut durch, dass der Vormittag vom Ruf der Natur geprägt ist.

Die Lebensspanne, die mit 50 noch vor einem liegt, ist geringer als die, die hinter einem liegt. Setzen Sie sich hin und wieder mit der eigenen Endlichkeit auseinander?
Bereits als Kind habe ich mit dem Thema Tod beschäftigt. Ich fand das schon immer hochinteressant und wollte verstehen, was passiert, wenn ein Mensch stirbt. Und mit 19 Jahren hatte ich an der Schauspielschule gleich in der ersten Woche einen fiesen Unfall, wo ich im ersten Moment dachte: Das war es jetzt!

Was war passiert?
Ich bin in einer spielerischen Situation mit großem Tempo in das Ende einer Ballettstange gerannt und hatte eine 15 Zentimeter lange Platzwunde auf der Stirn. Die Narbe ist heute noch zu sehen. Einer meiner Mitschüler ist damals sogar entsetzt rausgerannt, weil ich so heftig blutete. Im ersten Moment dachte ich, dass mein Schädel gebrochen ist und ich nun vielleicht sterben muss.

Es gab dann aber Entwarnung?
Spätestens als ich bemerkte, wie ruhig und routiniert die Sanitäter mit mir umgingen. Aber bereits vor deren Eintreffen gab es nach der anfänglichen Panik diesen Moment der Akzeptanz und Ruhe.

Trotz Happy End ist das sicher eine Erfahrung, die sich einbrennt.
Ich werde dieses Gefühl nie vergessen. Damals wurde mir vor Augen geführt, wie fragil mein und unser aller Leben ist – und dass innerhalb eines Moments alles vorbei sein kann. Du gehst nichts Böses ahnend über die Straße und wirst von einem Auto überfahren, oder erleidest einen Hirnschlag. Umso wichtiger ist es, zu versuchen, das Hier und Jetzt bewusst zu erleben und zu genießen. Der ständige Blick zurück oder ein Planen und Leben für die Zukunft verhindert dies leider zu oft.

"Muttertag - Ein Taunuskrimi"
© Hagen Keller / ZDF

Der Taunuskrimi

Tim Bergmann spielt seit 2013 den Kommissar Oliver von Bodenstein in der ZDF-Reihe "Der Taunuskrimi". Bisher ermittelte er gemeinsam mit Felicitas Woll als Kommissarin Pia Sander. Den Part übernimmt in den beiden neuen Folgen Schauspielerin Annika Kuhl.

Planen Sie eine Feier zu Ihrem runden Geburtstag?
Ich habe bislang noch nie damit geglänzt, solche Feiern zu organisieren. Zu meinem 18. und 30. Geburtstag gab es Überraschungspartys, die andere für mich organisiert haben. Ich selbst habe das bislang nie so richtig hinbekommen. Aber mal sehen: Ignorieren werde ich das Datum auf keinen Fall. 

Das Thema Corona lässt uns auch nach zwei Jahren einfach nicht los. Wie bewahren Sie sich in diesen Zeiten Ihre Positivität und Ihren Optimismus?
Indem ich mich immer wieder mal ganz bewusst aus dem Informations-Overkill ausklinke, und für ein, zwei Tage keine Nachrichten mehr verfolge. 

So eine Art Detox von schlechten Nachrichten?
Genau! Es hilft mir sehr und tut mir gut, auch mal Abstand zu nehmen, und mich nicht von den sich immer wiederholenden Nachrichten runter ziehen zu lassen. Und damit meine ich nicht nur das Thema Corona, sondern auch die vielen anderen Baustellen, die uns aktuell auf der Welt in Atem halten. 

Wie geht es in Ihren Augen weiter?
Ich bleibe weiter ruhig, lasse mich von keiner Angst mitreißen und bin weiterhin optimistisch, dass wir da nun zeitnah wieder herauskommen. Allerdings bin ich mir noch nicht ganz so sicher, dass wir aus der Pandemie Lehren ziehen, und Dinge zum Positiven verändern. Der Pflegenotstand ist dabei nur ein Stichwort. Auch bei diesem Thema muss die Politik endlich ihre Hausaufgaben machen.

Empfinden Sie es auch so, dass der Diskurs beim Reizthema Corona inzwischen ziemlich vergiftet ist?
Auf jeden Fall! Und deshalb finde ich es wichtiger denn je, dass wir wieder mehr einander zuhören, und dabei auch andere Sichtweisen und Standpunkte aushalten. Mir war es immer schon wichtig, mich in andere Menschen hineinversetzen, um ihre Meinungen zumindest nachvollziehen zu können. Übernehmen muss ich sie deshalb ja noch lange nicht. Aber genau das bekommen aktuell zu viele Menschen leider nicht mehr hin. Es gibt nicht nur die eine Wahrheit. Deeskalation und mehr Abstand zu uns selbst würde uns allen in diesen Zeiten sehr guttun.

Der Zweiteiler "Muttertag – Ein Taunuskrimi" läuft am 14. und am 16. Februar jeweils um 20.15 Uhr im ZDF

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