Was ist denn da los? Die Frage dürften sich viele der mehr als 2000 Follower:innen des ZDF-Fernsehrats auf Twitter gestellt haben. Das Gremium "vertritt die Interessen der Allgemeinheit und kontrolliert das ZDF-Programm", wie es in der Selbstbeschreibung des Accounts heißt. Ihm gehören unter anderem Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen oder politischen Parteien an. Doch Samstagnacht gab der Fernsehrat des Zweiten alles andere als ein seriöses Bild ab.
Es begann eine Dreiviertelstunde nach Mitternacht mit einer Antwort auf einen Tweet des Pianisten Igor Levit. Levit hatte ein Foto seines Klaviers gepostet, auf dem Stuhl stand eine Bierflasche, und seine Follower gefragt, woran er wohl arbeite. "Sieht ein bisschen aus wie anal intruding bei der Arbeit. Könnte aber auch Beethovens 1. Klavierkonzert sein!?", schrieb der Fernsehrat, eine Anspielung auf eine Sexpraktik. Nur einer von mehreren peinlichen Tweets in dieser Nacht.
"Der Fernsehrat ist so breit und so bunt wie unsere Gesellschaft"
Auf die Erwiderung Levits, man solle nicht so viel Alkohol trinken, antwortete der Fernsehrat: "Auch nicht, um arbeitsfähig zu bleiben? Machst du doch auch!" Auch Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda, der ebenfalls auf Levits Tweet reagiert hatte, bekam einige flapsige Tweet vom Account des öffentlich-rechtlichen Gremiums ab.

Wer auch immer da im Namen des Fernsehrats twitterte, aus ihrem Zustand machte die Person kein Geheimnis – auch nicht, als andere User sich über die in Ton und Inhalt ungewöhnlichen Tweets wunderten. "Also eins ist ja mal klar: Der #Fernsehrat ist so breit und so bunt wie unsere #Gesellschaft! (Na ok, im Moment ist er vor allem breit)", hieß es um kurz vor drei Uhr nachts über den offiziellen Kanal.
ZDF-Fernsehrat entschuldigt sich für unangemessene Tweets
Danach war Stille. Am Sonntagnachmittag veröffentlichte der Fernsehrat an gleicher Stelle ein zerknirschtes Statement: "In diesem Account wurde in einer Weise kommuniziert, die den Aufgaben, dem Selbstverständnis und den Gepflogenheiten des Gremiums in keiner Weise gerecht wird", teilte der ZDF-Fernsehrat in eigener Sache mit. Die Vorsitzende habe "sichergestellt, dass so etwas nicht wieder vorkommt": "Eine nüchtern-wertschätzende Kommunikation ist Voraussetzung für den Diskurs, für den der Fernsehrat stets eintritt."
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Wer genau hinter den Tweets aus der Nacht von Samstag auf Sonntag steckt und in welcher Situation die Beiträge geschrieben wurden, bleibt offen – ebenso wie die Konsequenzen, die daraus gezogen wurden. Laut "Bild"-Informationen soll sich der Mitarbeiter in einer "psychischen Ausnahme-Situation" befunden haben. Die Tweets sind nach wie vor niocht gelöscht und öffentlich einsehbar.
Quelle: ZDF-Fernsehrat auf Twitter, "Bild"