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"Sie haben schöne Brüste" Frauen berichten von sexueller Belästigung beim Arzt

Frau sitzt bei Arzt
Auch der Arztbesuch kann für Frauen unangenehme Erfahrungen mit sich bringen
© Inside Creative House / Getty Images
Sie sollen uns helfen und meistens tun sie das auch: Ärzte und Ärztinnen. Doch Frauen erleben im vermeintlich geschützten Raum des Sprechzimmers auch sexuelle Übergriffe – und üble Anmache. 

Dieser Text erschien zuerst an dieser Stelle bei brigitte.de.

Karin* aus Ludwigsburg geht mit ihrem fünfjährigen Sohn zum Hausarzt, weil sie wegen ihrer Erkältung eine Krankmeldung braucht. Als sie mit dem Kind an der Hand das Sprechzimmer verlassen will, haut ihr der Arzt auf den Po und sagt begeistert: "Sie erinnern mich an meine Ex-Freundin!" Karin ist so geschockt, dass sie nichts sagt oder unternimmt – wie viele Frauen, die sexuelle Übergriffe erleben. 

Anzügliche Bemerkungen, ein zotiger Unterton, die Hand auf dem Knie: Frauen erleben beim Arzt Situationen, die verletzend und demütigend sind, und die sie vor Scham oder Wut oft sprachlos machen. Das reicht vom ungerechtfertigten Übertreten der persönlichen Distanzzone über vielsagende Blicke und eindeutige Sprüche bis hin zu unangemessenen Berührungen.

Das Schweigen zu brechen, ist der österreichischen Twitter-Userin @Joanalistin gelungen. Unter dem Hashtag "FrauenBeimArzt" ermutigte sie Frauen dazu, sexistische Erfahrungen und sexualisierte Übergriffe zu teilen, die sie in Arztpraxen erlebt haben:

"Ich würde gerne sichtbar machen, welche sexualisierten oder erniedrigenden Erfahrungen Frauen bei ihren Arztbesuchen erlebt haben #FrauenBeimArzt"

Innerhalb einer Woche kamen mehr als 1000 Antworten zusammen, in denen Frauen ihre Erfahrungen teilten. Manche sprachen auch darüber, dass sie ihre Erlebnisse sehr lange für sich behalten hatten.

Das bestätigt auch Sebastian Franke von der Hamburger Ärztekammer: Nur drei bis vier Prozent der Beschwerden, die dort eingereicht würden, handelten von sexueller Belästigung durch Ärzte. Doch solche Übergriffe zu melden, kann Frauen helfen, sich selbst zu ermächtigen und dazu beizutragen, dass Ärzte zumindest ihr Verhalten ändern. Die Krux: Die Übergriffe passieren meist hinter verschlossenen Türen – ohne Zeug:innen.

Wo kann ich mich über einen Arzt beschweren?

Betroffene Patient:innen können bei der Ärztekammer eine schriftliche Beschwerde einreichen. Zuständig ist die Ärztekammer, in deren Bundesland der Arzt seine Praxis hat. Die Ärztekammern fordern beschuldigte Ärzte gegebenenfalls zu einer Stellungnahme auf. Unter Umständen kann die Kammer ein berufsrechtliches Verfahren gegen den Arzt einleiten, was in letzter Konsequenz zum Entzug der Approbation führen kann, so Markus Hüttmann von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Allerdings haben die Ärztekammern nicht die Möglichkeiten der Strafverfolgungsbehörden. Für eine Anzeige wegen sexueller Belästigung oder sexualisierter Gewalt muss man sich an die zuständige Polizei oder Staatsanwaltschaft wenden.

Betroffene Frauen können sich auch an die UPD wenden. Das psychosoziale Team der Organisation ist auch für Betroffene in akuten Belastungssituationen da und kann bei weiteren Schritten unterstützen.

*Der Name ist der Redaktion bekannt

sar

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