Ex-Tennisstar Boris Becker muss sich Ende Oktober wegen Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht verantworten. Die Hauptverhandlung vor der 4. Strafkammer des Landgerichts München I sei für den 23., 24. und 25. Oktober angesetzt worden, bestätigte eine Gerichtssprecherin am Freitag.
5,3 Millionen Euro am Fiskus vorbeigemogelt?
Becker soll dem Fiskus von 1991 bis 1993 rund 10,4 Millionen Mark (5,3 Millionen Euro) vorenthalten haben. Er soll damals offiziell im Steuerparadies Monte Carlo, tatsächlich aber in München gelebt haben. Deshalb war er nach Ansicht der Ermittler uneingeschränkt in Deutschland steuerpflichtig. Strafrechtlich sind in dem Prozess dem Bericht des Blattes zufolge allerdings nur 3,08 Millionen Mark (1,57 Million Euro) von Belang.
Eine offizielle Bestätigung über die genaue Höhe der Becker zur Last gelegten Steuerhinterziehung gab es unterdessen nicht. Die Justizbehörden begründen ihr Schweigen mit dem Steuergeheimnis. Erst bei der Verlesung der Anklageschrift zu Beginn der öffentlichen Hauptverhandlung werden diese mit Spannung erwarteten Zahlen genannt.
Becker droht mehrjährige Haftstrafe
Im Fall eines Schuldspruchs könnte dem Publikumsliebling Becker eine mehrjährige Haftstrafe drohen. Dies hat auch der Fall von Peter Graf, Vater der Tennisspielerin Steffi Graf, gezeigt. Peter Graf war wegen massiver Steuerhinterziehung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, erst nach 25 Monaten hinter Gittern kam er wegen guter Führung wieder frei.
Staatsanwaltschaft: Kein außergerichtlicher Einigungsversuch
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab es entgegen anders lautenden Medienberichten keine Versuche für eine Einigung mit milder Strafe für Becker bei einer erheblichen Steuernachzahlung. Wiederholt war spekuliert worden, bei einem solchen »Deal« aller Verfahrensbeteiligten könnte Becker am ersten Prozesstag ein Geständnis ablegen, sich so ein langes Verfahren ersparen und mit einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung rechnen. Es habe in dieser Richtung nicht einmal ein Angebot von Beckers Verteidigern gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Becker pleite?
Spekuliert wurde erneut über Geldprobleme des Ex-Tennis-Profis. Offenbar versucht Becker bereits im Vorfeld, Millionen für eine eventuelle Steuernachzahlung locker zu machen. Nachdem er seine Villa in München bereits veräußert hat, steht jetzt auch sein Anwesen auf Mallorca zum Verkauf. Die Immobilie soll rund acht Millionen Euro wert sein.