Ohne dass die Öffentlichkeit davon wusste, kämpfte Franziska van Almsick jahrelang mit einer Essstörung – und tut es bis heute. Das verriet die ehemalige Profischwimmerin in mehreren Interviews. Im Podcast "May Way" sprach sie nun über das Ausmaß ihres Leids. Und darüber, wie das Schwimmen ihr half, es zu überwinden.
"Ich habe gedacht, ich ertrinke", sagt die heute 47-Jährige über diese Zeit. Mehr als drei Jahre habe sie mit der Essstörung gekämpft, habe teilweise nur zwei Salzstangen am Tag zu sich genommen, kaum noch Kraft gehabt. Letztlich habe aber der Sport ihr geholfen, das Schlimmste zu verhindern. "Wenn ich den Sport nicht gehabt hätte, wäre das vielleicht in eine andere Richtung gegangen."
Das Schwimmen bewahrte sie vor dem Schlimmsten
Ihr engstes Umfeld hätte von der Essstörung gar nichts bemerkt, ihre Managerin sprach sie letztlich darauf an. "Vielleicht auch, weil sie zu der Zeit näher an mir dran war als meine Eltern oder meine Familie."
Die Leistung, die sie beim Schwimmen bringen musste, sei mit dem extremen Kaloriendefizit nicht möglich gewesen. "Der Sport hat mir da geholfen", erklärt Almsick. "Weil ich ganz schnell an meine Grenzen geraten bin." Im Alltag könne man die geringe Energieaufnahme einige Zeit ausgleichen. "Der Prozess ist da schleichender. Aber wenn du Hochleistungssport betreibst, dann merkst du in der ersten Woche, nach dem fünften Training, dass das nicht funktioniert, wenn du so weiter machst."
Franziska van Almsick kämpft seit Jahren mit ihrer Essstörung
Im Interview mit "Gala" hatte van Almsick bereits im Sommer öffentlich gemacht, dass sie bis heute mit der Essstörung hadert. "Wenn ich heute in Situationen komme, in denen ich strampele, dann fange ich möglicherweise wieder damit an, weniger zu essen oder darüber nachzudenken, was ich esse", gestand sie. Die Probleme waren unter dem extremen Druck entstanden, sie habe das Gefühl gehabt, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren.
"Ich wollte Olympiasiegerin werden. Ich wollte nie reich und berühmt werden", berichtet sie. "Ich habe immer versucht, mich damit anzufreunden. Das ist jetzt so. Und es hat natürlich auch Vorteile. Aber es hat eben auch Nachteile. Und ich bin heute immer noch hin- und hergerissen."
Heute lebt die aus Ostberlin stammende Schwimmerin in Heidelberg, hat sich ein Leben mit ihrem Partner und den gemeinsamen Söhnen aufgebaut.
Quellen: May Way, Gala
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