Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Die gesamte Hollywood-Presse konzentrierte sich am Donnerstag (Ortszeit) voll und ganz auf die gerichtliche Anhörung von Lindsay Lohan, als mitten im juristischen Gewusel in Beverly Hills plötzlich eine Eilmeldung über die Ticker in die Redaktionen sauste. Still und heimlich, und für ihre Reputation schon fast ein bisschen zu pfiffig, hatte sich Nicole Richie ins Lynwood Gefängnis einweisen lassen, um ihre Strafe wegen Alkohol am Steuer abzusitzen. Ganze 82 Minuten saß die schwangere Richie hinter schwedischen Gardinen. Dann durfte sie als freie Bürgerin das Gefängnis verlassen. Eigentlich hätte sie vier Tage einsitzen sollen. Aber in L.A. sind die Gefängnisse derart überfüllt, dass schwangere Promis auch mal etwas früher wieder raus dürfen. Natürlich war Richie, die auf der Gefängniswaage stolze 105 Pfund auf die Anzeige brachte, kooperativ. Warum auch nicht? Rein ins Gefängnis, Buchungsfoto gemacht, einmal kurz die Zelle begutachten und gleich wieder raus. Da wäre auch Charles Manson kooperativ.
Lohans Kuhhandel mit dem Richter
Am Ende des Tages sah es dann so aus, als ob auch ihre DUI-Kumpanin - DUI steht für "Driving under the Influence", was übersetzt "Fahren unter Einfluss" heißt - Lindsay Lohan trotz Verfolgungsjagd, Kokain im Blut und Wiederholungstat noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen wird. Als Wiederholungstäterin muss sie zwar einsitzen. Aber Lohan, die Reha-Kurzulaub in Utah macht, ließ über ihren Anwalt einen so genannten "Plea Deal" ("Abkommen mit dem Gericht") einfädeln - eine Art juristischer Kuhhandel. Sie bekennt sich schuldig, Kokain im Blut gehabt zu haben, die Staatsanwaltschaft lässt im Gegenzug zwei weitere Anklagen fallen. Lohan muss damit nur für einen Tag ins Gefängnis und zehn Tage gemeinnützige Tätigkeiten verrichten.
Wären da nicht die überfüllten Gefängnisse in Kalifornien. Und damit sieht es so aus, als ob auch Lohan nur kurz zur Autogrammstunde im Gefängnis vorbeischauen muss. "Lohan wird wie jede andere Verurteilte behandelt, da gibt es keine Sonderbehandlung", bestreitet Bezirksstaatsanwältin Danette Meyers jeglichen Promi-Bonus für Lohan. Aber ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Können sich Hollywood-Stars erlauben was sie wollen, ohne wirklich mit einer angemessenen Strafe rechnen zu müssen?
Nicht ganz. Lindsay Lohan bekommt eine dreijährige Bewährungsstrafe aufgebrummt und muss sich regelmäßig bei der Polizei melden. Außerdem hat sie zur Auflage bekommen, ein 18-monatiges Alkoholerziehungs-Programm durchzuziehen. Und auch Richie darf sich bei ihrer dreijährigen Bewährungsstrafe nichts mehr zuschulde kommen lassen. Die 2048 Dollar Strafe dürfte die Tochter von Sänger Lionel Richie aus der Portokasse bezahlt haben. Aber auch sie muss sich einem Alkoholerziehungs-Programm unterziehen.
Lohan gibt Alkohol- und Drogensucht zu"
Lindsay Lohan ließ kurz nach dem Urteil in Beverly Hills eine devote Erklärung über ihr Management an die Redaktionen faxen: "Ich bin Alkohol und drogensüchtig. Ich habe Dinge getan, für die ich mich schäme. Ich habe gegen das Gesetz verstoßen und ich übernehme die Verantwortung dafür. Deshalb habe ich ein Schuldgeständnis abgelegt." Und dann geht es weiter mit dem Hollywood-Monolog: "Ich möchte endlich wieder gesund sein und die Kontrolle über mein Leben übernehmen. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin. Und ich hoffe, dass mein Kampf mit der Zeit weniger wehtut." Und damit jeder sieht, dass sie es auch ernst meint, zeigt sich Lohan beim Fototermin im Cirque Lodge Reha-Zentrum am gleichen Nachmittag extrem zugeknöpft und ernst. Auch im Rausch weiß Lindsay Lohan eben sehr wohl, wie sie sich am besten vermarkten kann.