Die japanische Prinzessin Aiko, 3, soll Kaiserin werden können. Eine Beraterkommission der Regierung einigte sich heute darauf, zu empfehlen, Frauen künftig auf den Thron zu lassen. Nun möchte Ministerpräsident Junichiro Koizumi dem Parlament einen Entwurf zur Änderung des Thronfolgegesetzes vorlegen und das bereits im Januar, wenn die nächste Sitzungsperiode beginnt. Seit 40 Jahren ist in die Familie des Kaisers kein Sohn mehr geboren worden. Umfragen zufolge hat die große Mehrheit der Bevölkerung in Japan nichts gegen eine Kaiserin einzuwenden. Die Beraterkommission will der Regierung in Kürze einen abschließenden Bericht vorlegen.
Da das gegenwärtige Gesetz nur Männer auf dem Thron erlaubt, lastete seit Jahren auf Kronprinzessin Masako, 41, ein gewaltiger Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Seit Dezember 2003 ist sie kaum noch öffentlich aufgetreten. Medien berichteten sogar von einer Depression. Die einst frische und selbstbewusste Karriere-Diplomatin soll sogar angeblich zeitweise selbstmordgefährdet gewesen sein. Offiziell jedoch leidet die Kronprinzessin an einer "Anpassungsstörung".
Kein männlicher Nachkomme im Stammbaum
Ihr Mann, Kronprinz Naruhito, wird als erstgeborener Sohn Kaiser Akihito folgen, doch dann endet der Stammbaum. Denn Töchterchen Aiko darf wegen ihres Geschlechts nach dem jetzigen Gesetz nicht Kaiserin werden und damit auch ihre möglichen eigenen Kinder nicht. Die nun empfohlene Gesetzesänderung könnte dieses Drama, das nach Ansicht von Beobachtern maßgeblich zur Erkrankung von Kronprinzessin Masako beigetragen hat, beenden. Laut der Empfehlung der Kommission, würden künftig Erstgeborene, egal welchen Geschlechts, den Thron besteigen.
Dabei wäre ein weiblicher Tenno in der ältesten Monarchie der Welt an sich nichts Neues, denn zwischen dem 6. und dem 18. Jahrhundert hatte es gleich acht weibliche Monarchen in Japan gegeben. Die letzte war Go-Sakuramachi, die von 1762 bis 1771 regierte. Der Legende nach hat die Familie ihren Ursprung in der Sonnengöttin Amaterasu-omikami. Kaiser Akihito ist demnach der 125. Tenno, was so viel bedeutet wie "himmlischer Kaiser". Der Verfassung von 1947 nach ist der Kaiser "Symbol des Staates und der Einheit des Volkes". Regierungsbefugnisse hat er jedoch keine.