Japans Prinzessin Kiko hat einen Jungen zur Welt gebracht und damit die rein männliche Thronfolge des Landes für eine weitere Generation gesichert. Mutter und Kind gehe es nach dem Kaiserschnitt gut, teilte der Kaiserhof mit. Das Kind wiege 2,5 Kilogramm und sei um 8.27 Uhr Ortszeit geboren worden. Damit haben sich die Hoffnungen vieler Japaner erfüllt, denn der ältesten Monarchie der Welt drohte in der übernächsten Generation mangels männlichem Nachwuchses das Aus. Der Name soll in einer Woche ausgesucht werden. Die Geburt des ersten männlichen Erben seit mehr als 40 Jahren dürfte zunächst die Diskussion beenden, ob in Japan auch Frauen zur Thronfolge zugelassen werden sollen.
Japans Fernsehsender blendeten die Nachricht von der Geburt ins laufende Programm ein, Zeitungen brachten Sonderausgaben heraus. Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko strahlten, als sie während eines offiziellen Besuchs in Sapporo im Norden des Landes ihr Hotel verließen. Vor dem Gebäude jubelte ihnen eine Menschenmenge zu und schwenkte japanische Fahnen. Kabinettsminister Shinzo Abe, der als Nachfolger von Ministerpräsident Junichiro Koizumi gilt, zeigte sich erfreut. "Es ist ein erfrischendes Gefühl, das uns an einen klaren Herbsthimmel erinnert", sagte er.
Kann Kronprinzessin Masako aufatmen?
Die 39-jährige Kiko ist mit Prinz Akishino verheiratet, der jüngere Bruder des Kronprinzen Naruhito. Ihr Sohn ist damit der Dritte in der Thronfolge. Naruhito und die 42-jährige Kronprinzessin Masako haben eine Tochter, die vierjährige Aiko. Kiko und Akishino haben zwei Töchter.
Die Regierung hatte noch vor einigen Monaten angesichts des Mangels an männlichem Nachwuchs erste Schritte für eine Einführung der weiblichen Thronfolge unternommen. Damit hätte die Tochter von Kronprinzessin Masako, Prinzessin Aiko, Aussichten gehabt, einmal den Thron zu besteigen. Doch die Geburt ihres Cousins dürfte dies nun erst einmal verhindern. Manche hoffen dennoch, dass Kronprinzessin Masako nun aufatmen kann.
Reform des Erbfolge-Gesetzes ist notwendig
Jahrelang hatte sie darunter gelitten, als Frau des Kronprinzen und damit nächsten Kaisers selbst den erhofften Thronfolger gebären zu müssen. Doch Beobachter halten es für wenig wahrscheinlich, dass der Druck auf Masako nun weichen wird. Vielmehr werde sie dadurch, dass nun ihre Schwägerin den zukünftigen Thronfolger zur Welt gebracht hat, eine Herabstufung erleben. Anhänger der seit langem erkrankten Masako befürchten, dass Japans Medien nun erst recht einen Wettbewerb starten, wer die bessere Prinzessin ist, Masako oder Kiko.
Konservative Japaner wehren sich vehement gegen jede Gesetzesänderung, die eine Frau auf den japanischen Kaiserthron bringen könnte. Sie verweisen auf eine Tradition, die nach ihrer Darstellung mehr als 2000 Jahre zurückreicht. Japans acht Kaiserinnen waren demnach Notlösungen. Zahlreiche Japaner fordern jedoch die Gleichberechtigung für die weiblichen Mitglieder der Kaiserfamilie. Auf die Frage nach einer Gesetzesinitiative zur Änderung der Thronfolge sagte Abe: "Es ist für uns wichtig, dass wir sie ruhig, vorsichtig und entschlossen besprechen."
Experten sind sich jedoch einig, dass trotz der Geburt des Jungen eine Reform des Erbfolge-Gesetzes notwendig sein wird: Ohne kaiserliche Konkubinen sei es zu schwierig, die Geburt eines männlichen Nachfolgers sicherzustellen. Mit dieser Tradition hatte Kaiser Hirohito gebrochen, der inzwischen verstorbene Vater des jetzigen Kaisers.