Der 21-Jährige wohnt noch bei Muttern und tritt jetzt in die Fußstapfen seines Vaters. Mit besten Aussichten, bei der nächsten Kommunalwahl in sechs Jahren Nicolas Sarkozys Erbe als Bürgermeister des noblen Pariser Vorortes Neuilly anzutreten. Zwar betont der Vorsitzende der konservativen Partei UMP, in deren Händen Neuilly immer schon fest war: "In unserer Republik erlangt man Ämter durch Verdienst und Arbeit, nicht als Erbe." Man muss aber feststellen, dass sich Jean Sarkozys Mühen in Grenzen hielten: Sie bestanden aus kaum vier Wochen Wahlkampf.
Alle sind sich einig, dass der attraktive, junge Mann gut mit allen kann und überzeugend auftritt: Das Händeschütteln und die Wangenküsse, die er bei seinen Auftritten auf den Märkten und in den Geschäftsstraßen seines Départements großzügig verteilt, wirken höchst natürlich und herzlich. Die Bewohner eines Seniorenheims in Neuilly (alle in Designer-Kleidung und mit noblem Schmuck) hatten ihm denn auch nur eines vorzuwerfen: Die lange Mähne, die, so eine Bewohnerin, "unordentlich" wirke.
Bei allem Charisma - natürlich ist allen Beteiligten klar, dass der Junge ohne Papa nicht im Begriff wäre, demnächst im Regionalrat zu landen. Kein schlechter Job für einen 21-Jährigen ohne Ausbildung: Es winkt ein monatliches Salär von immerhin 1800 Euro. Sein Vater gab kürzlich zu Protokoll, er sei stolz auf seinen Sohn, der gerade beweise, wie gut er allein zurecht komme.
Papa Nicolas Sarkozy erfüllt seinem Sohn jeden Wunsch
Dabei behütet Papa seinen Filius wie seinen Augapfel: Als Jeans Motorroller in Neuilly gestohlen wurde, musste die Polizei mit allen Mitteln suchen - er wurde innerhalb von zehn Tagen wieder gefunden, und zwar mit Hilfe von Gentests. Die werden, wie die Polizei einräumte, in solchen Fällen normalerweise nicht bemüht, da zu kostspielig. Die Fahrerflucht Jean Sarkozys nach einem kleinen Zusammenstoß mit einem Auto hingegen verfolgen die Gerichte kaum - es wurde gerade wieder ein Termin um sechs Monate verschoben.
Nicolas Sarkozy wacht auch in beruflichen Angelegenheiten von mehr oder weniger fern über seinen Sohn - und spannt ihn auch für seine Projekte ein. Jean Sarkozy sollte im Wahlkampf ums Rathaus von Neuilly den Wunschkandidaten seines Vaters unterstützen. Als sich allerdings herausstellte, dass es sich dabei um ein wenig aussichtsreiches Unterfangen handeln könnte, stieg der Sohn aus - ganz allein wie ein Großer, wie er behauptet. Er wies sogar in einer Rede seinen Vater sanft wegen seiner Einmischungen zurecht.
Hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus: Jean Sarkozys Ausstieg wurde vom Elysée begleitet und auch gut geheißen. Aber dem Jungen war es wohl zu langweilig und zu undankbar, nun einen der beiden anderen Kandidaten zu unterstützen. Da machte - wie durch ein Wunder - der Kandidat für den Regionalrat Platz für ihn, indem er seine Kandidatur zurückzog. Der 80-jährige Präsident des Regionalrats verkündete, er sei stolz, als Ältester des Gremiums sein Mandat an den Jüngsten zu übergeben.
In Neuilly ist es normal, dass Vermögen und Posten vererbt werden
In Neuilly finden die Wenigsten etwas an der Art und Weise, wie ihnen ein Regionalrat vor die Nase gesetzt wird: Dort ist es normal, dass Vermögen wie Posten vererbt werden. Jean Sarkozys politische Aussagen sind wenig originell. Sie bestehen in den üblichen Versprechungen an jede Art von Klientel: Mehr Krippenplätze, mehr Freizeitangebote für die Senioren.
Aber die Neuillyaner wissen, dass Jean Sarkozy es schaffen wird, ihnen endlich die Untertunnelung der garstigen Ausfallsstraße zu bescheren, die als einzige Lärm und Abgas in den Vorort bringt. Mit Papas Hilfe natürlich. Das dürfte die Immobilienpreise noch mal ordentlich steigen lassen. Da unterschreiben sie gern den Satz, mit dem Jean Sarkozy die Rede beendet hat, in der er zunächst seinen Vater kritisierte: "Wir sind alle Sarkozysten."