Leonardo DiCaprio gilt als heiß begehrter Mädchenschwarm, und doch fiel er vor kurzem überhaupt nicht auf, als er sich mit seiner Freundin Gisele Bündchen und seiner deutschen Oma in die Schlange vorm Kölner Schokoladenmuseum einreihte und ohne Bodyguards herum spazierte. Seinen 30. Geburtstag am heutigen Donnerstag muss der Schauspieler jetzt wohl ohne die schöne Brasilianerin feiern; die beiden sind zum zweiten Mal getrennt.
Seine Verschlossenheit verteidigt DiCaprio mit Sätzen wie "Die Wahrheit über mich würde die Leute nur langweilen, und sie nimmt mir als Schauspieler ein Geheimnis." Oder er macht sich lustig über allzu direkte Journalistenfragen: "Mein dunkelstes Geheimnis: Ich sammle Kinderspielzeug", sagte er in einem Interview. Einer, der ihm am Set von "Gangs of New York" nah kam, Kameramann Michael Ballhaus, konnte hinter die Oberfläche sehen. Ballhaus sagte, DiCaprio "vermag seine Seele zu öffnen; durch seine Augen blickt man in sein tieferes Ich."
Hat den "Titanic"-Erfolg nicht verkraftet
Die für einen Hollywood-Star der ersten Reihe ungewöhnliche Unauffälligkeit prädestinierte DiCaprio für die Rolle des geheimnisumwitterten Milliardärs Howard Hughes in dem Film "The Aviator", der am 20. Januar 2005 in die deutschen Kinos kommen soll. DiCaprio spielte wieder unter der Regie von Martin Scorsese. "Gangs of New York" war ein Kassenflop.
Das kann einem Schauspieler, der sich mit der Hauptrolle im teuersten und erfolgreichsten Film aller Zeiten - in "Titanic" - verewigt hat, ziemlich gleichgültig sein. Den gigantischen Erfolg mit dem Schiffsuntergangsdrama hat er damals mit 23 Jahren gar nicht verkraftet. Erst neulich bekannte er im Rückblick, er selbst habe sich durch den "Hype" maßlos überschätzt.
Mit seiner Rollenwahl stellt DiCaprio aber unter Beweis, was er schon mit Anfang 20 in einem "Zeit"-Interview sagte: "Ich bin nicht scharf auf romantische Hauptrollen und sehe mich eher als Charakterdarsteller." So mimte er gleich nach "Titanic" mit 23 Jahren einen "verzogenen Hollywood-Star" in "Celebrity" unter der Regie von Woody Allen und in dem Psychothriller "The Beach" einen kiffenden Touristen auf einem Höllentrip in den Wahnsinn. Aber als Steven Spielberg ihn als Sonnyboy in der Hochstapler-Komödie "Catch Me If You Can" besetzen wollte, sagte DiCaprio auch nicht Nein.
Schauspieler mit Leib und Seele
Nach eigenen Worten ist Leonardo DiCaprio ein Schauspieler mit Leib und Seele. "Das Coolste daran sind die ein oder zwei Momente beim Drehen, in denen ich mit meiner Figur verschmelze. Ich erlebe das mit jeder Zelle meines Körpers", sagte er einmal.
Er sieht sich als geborener Schauspieler. Er wuchs im ärmeren Viertel von Hollywood in einer Hippie-Familie auf. Die deutschstämmige Mutter Irmeline war Anwaltsgehilfin, der italienischstämmige Vater George DiCaprio Performance-Künstler und Comic-Autor. "Ich wollte immer so sein wie er, ein großer Bohemien", sagte Leonardo DiCaprio, der schon als Fünfjähriger im Fernsehen auftrat und mit 14 Werbestar wurde. Mit 19 bekam er eine Oscar-Nominierung für seine Darstellung des geistig Behinderten in "Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa."
Neben der Schauspielerei setzt sich DiCaprio engagiert für den Umweltschutz ein. Beides verbinden kann er bei einem seiner neuen Projekte: Er will in einem selbst produzierten Film den Umweltschützer Tim Treadwell spielen, der vergangenen Oktober in Alaska von Bären getötet wurde.