Über seine musikalischen und lyrischen Fähigkeiten kann man sicher geteilter Meinung sein. Unbestritten ist jedoch, dass Till Lindemann, Frontmann der Rockband Rammstein, das Spiel mit den Medien und der Aufmerksamkeit exzellent versteht. Mit ihren Videos, Konzertauftritten und Songtexten sorgt die Gruppe regelmäßig für Skandale.
Allein schon der Bandname ist eine Provokation: Auf dem Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein kam es 1988 bei einer Flugschau zu einem schlimmen Unglück - 70 Menschen verloren dabei ihr Leben. Ziemlich geschmacklos, seine Musikgruppe danach zu benennen.
Nun hat Till Lindemann mal wieder einen rausgehauen. Zusammen mit seinem Freund Joey Kelly gab er dem "Playboy" ein Interview, in dem er unter anderem über das Thema Therapien sprach. Von denen er offenbar wenig hält: "Ich persönlich glaube, das ist oft rausgeschmissenes Geld für Luxusprobleme", sagte der 57-Jährige. Er habe noch niemanden erlebt, dem es dadurch besser gegangen sei. "Da wird einer zum Egomanen oder Egozentriker. Weil ihm so ein Therapeut erzählt hat, er sei auch etwas Besonderes", so Lindemanns Fazit.
Till Lindemann über Therapie
Er selbst glaube fest daran, dass man sich selber therapieren könne. "Mit urtümlichen, archaischen Mitteln. Ich gehe raus in die Natur, an den See und halte mit mir selber Zwiesprache."
Dazu gab es noch eine zweite Aussage, an der sich viele gerieben haben: Er habe keine Freundschaft mit Frauen, verriet der Rammstein-Sänger. "Ich glaube, wenn man sie vorher gepoppt hat, dann vielleicht schon. Aber das muss passiert sein." Grund sei die erotische Spannung: "Die schläft latent, und spätestens nach dem zehnten Gin Tonic passiert’s dann", so Lindemann.
Darüber haben sich viele Menschen echauffiert und ihrem Ärger in den sozialen Medien Luft gemacht. Lindemann habe ein überholtes Männlichkeitsbild, so der Kernvorwurf. Doch damit haben die vielen Empörten den Aussagen eine Reichweite verschafft, die sie sonst nie erlangt hätten. Denn mal ehrlich: Wann hat denn jemand zuletzt ein "Playboy"-Interview zur Kenntnis genommen?

Für Till Lindemann und Joey Kelly, die in dem Gespräch ihre Bromance zur Schau stellten und sich als echte Kerle verkauften, dürfte das Gespräch die gewünschte Wirkung erzielt haben. Die beiden haben nämlich zusammen im Kanu den Grenzfluss zwischen Brasilien und Peru befahren und darüber ein Buch geschrieben.
Das erscheint - wie der Zufall es will - in wenigen Tagen. Auf dem Cover sieht man die beiden Musiker todesmutig mit einer echten Schlange. Das Bild sagt: Wir haben den Längsten. Nichts anderes wollten sie auch mit ihrem Interview zum Ausdruck bringen.
Verwendete Quellen: "Playboy", Twitter