WAS MACHT EIGENTLICH... Jochen Schroeder

Als Zivildienstleistender Mischa gehörte der Schauspieler von 1985 bis 1989 zum festen Personal der Schwarzwaldklinik. Die ZDF-Serie hatte bis zu 27 Millionen Zuschauer.

Als Zivildienstleistender Mischa gehörte der Schauspieler von 1985 bis 1989 zum festen Personal der Schwarzwaldklinik. Die ZDF-Serie hatte bis zu 27 Millionen Zuschauer.

Zur Person:


Jochen Schroeder leitet das Boulevard-Theater »Comödie Bochum«. In gleicher Funktion steht er der »Comödie Duisburg im Residenz« vor. Der 48-Jährige lebt in Bochum mit seiner Frau Helga, die er vergangenen Dezember nach über zwei Jahrzehnten »wilder Ehe« geheiratet hat. Schroeder wirkte während seiner über 20-jährigen Fernsehkarriere in rund 120 Film- und TV-Produktionen mit. Die bekanntesten waren der Dreiteiler »Die große Flatter« (1979) sowie die Serien »MS Franziska«, »Die Wicherts von nebenan« und »Die Schwarzwaldklinik«.

Tolles Image: Alle finden Sie nett, süß und sympathisch. Sind Sie nie ein Arschloch?

Doch, und wie. Fragen Sie mal meine Angestellten... Bei Unehrlichkeiten oder Blödheiten kriege ich die Krätze. Aber ich beruhige mich und kann auch verzeihen.

Sind Sie damals bei den Arbeiten zur »Schwarzwaldklinik« auch so ausgeflippt?

Nein, das waren fünf extrem angenehme Jahre, fast das gesamte Team ist bis zum Schluss zusammengeblieben. Wir haben uns gut verstanden. Ich mochte die Serie sehr. Es war genau die richtige Mischung aus einer Viertelstunde Liebe, einer Viertelstunde Krankenhaus und einer Viertelstunde Problembewältigung auf Biertischebene.

Haben Sie im echten Leben auch Zivildienst geleistet?

Nein, aber ich hatte verweigert und mir das Verfahren dazu angetan. Da ich nach der Musterung ein Engagement als Schauspieler in Berlin hatte, konnte mein Anwalt auf »Ruhen des Verfahrens« klagen. Später hatte man mich offenbar vergessen. Ich war heilfroh.

Gerade hat das ZDF die Serie wiederholt. Haben Sie auch geschaut?

Ich habe versucht, die Folgen aufzuzeichnen, weil die alten Cassetten langsam verrotten, aber nicht mal das hab ich geschafft.

Viele Fans wünschen sich ein »Schwarzwaldklinik«-Revival. Wären Sie dabei?

Als nach gut 70 Folgen Schluss war, ging ich mit gemischten Gefühlen. Kurze Zeit später wurde die Dekoration kaputtgemacht. Da war klar, das Ding ist tot. Es war genau der richtige Zeitpunkt. Kürzlich saß in meinem Theater eine Zehnjährige, die sich zum Geburtstag gewünscht hatte, einmal den »Mischa« live zu sehen. Da hatte sie dann so einen alten Opa auf der Bühne, guckte aber trotzdem ganz verzückt. Warum soll ich mir diese Legende kaputtmachen?

Als Theaterleiter und Geschäftsführer zweier Bühnen tragen Sie selbst die Verantwortung?

...und habe die schlaflosen Nächte. Ich organisiere den gesamten Betrieb, entscheide über die Stücke und den Spielplan, buche die Schauspieler und plage mich manchmal mit künstlerischen Verkrampfungen der Kollegen. Ab und an führe ich Regie, aber am liebsten stehe ich selbst mit auf der Bühne.

Sie sind 48, aber bereits seit fast 30 Jahren Schauspieler, nicht schlecht?

Ich habe als 14-Jähriger die Schule verlassen. Danach sechs Wochen Metzgerlehre, es gab 90 Mark Lehrgeld, aber es war trotzdem nicht mein Ding. Daraufhin habe ich zwei Jahre Lebensmittelkaufmann gelernt und mich kurz vorm Ende, mit 17, an der Schauspielschule Bochum mit Erfolg beworben. Da konnte ich aber erst ein Jahr später anfangen, weil meine Mutter nicht unterschreiben wollte. Also habe ich das Warten mit Jobs wie Schlafwagenschaffner überbrückt. Als es endlich so weit war, bin ich nur ein Jahr geblieben, das reichte, wenn man ein bisschen pfiffig war.

Gehen Sie in Ihrer Freizeit ins Kino oder Theater?

Ja, aber das Blöde ist, man sieht's als Schauspieler nicht mehr wertfrei. Man denkt immer, ach, so haben die das gemacht. Man kann sich einfach nicht den Kopf verdrehen lassen und unbeschwert lachen oder auch heulen. Richtig in den Bann gezogen haben mich nur »1900« von Bertolucci - und natürlich »Pretty Woman«.

Interview: Karolin Leyendecker

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