Der amerikanische Schauspieler war einer der beiden Hauptdarsteller in Stanley Kubricks visionärem Science-Fiction-Klassiker »2001 - Odyssee im Weltraum« aus dem Jahr 1968.
Zur Person:
Keir Dullea lebt mit seiner Frau Mia Dillon auf seinem Anwesen in Fairfield, Connecticut. Der 65-Jährige spielt derzeit viel Theater, vor allem im Landkreis seines Wohnortes. Nach einer Hand voll Kinorollen bedeutete der Part des Astronauten Dave Bowman in Kubricks »2001« den Höhepunkt seiner Karriere. 1983 gründete Dullea, der auch in diversen Film- und Fernsehproduktionen auftrat, mit seiner inzwischen verstorbenen Frau Susie Fuller den Theater Artists Workshop, in dem Schauspieler ihr Handwerk vervollkommnen können
»2001: Odyssee im Weltraum« kam 1968 in die Kinos, da waren Sie 32. Was haben Sie damals vom Jahr 2001 erwartet?
Eigentlich nichts, das war noch so weit weg, so ungreifbar. Ich bin ohnehin eher ein Mensch, der lieber im Hier und Jetzt lebt, als ständig an die Zukunft zu denken.
Im Frühjahr 2001 reiste der Amerikaner Dennis Tito als erster Weltraumtourist ins All. Haben Sie 1968 mal darüber nachgedacht, dass Privatreisen ins All tatsächlich irgendwann real werden könnten?
Nicht wirklich. Die Dreharbeiten fanden zu einer Zeit statt, als die USA und die UdSSR in einem Wettrennen um den ersten Astronauten auf dem Mond lagen. Es war für uns schon schwer genug zu begreifen, dass überhaupt Raketen ins All fliegen können.
Regisseur Stanley Kubrick hat mit »2001« seinerzeit für Wirbel gesorgt. Viele hielten ihn für verrückt, weil er zum Beispiel Szenen zeigte, in denen Leute per Bildtelefon kommunizieren.
Das stimmt. Viele dieser futuristischen Szenen haben 1966, als wir den Film drehten, auch auf uns ziemlich lächerlich gewirkt. Die Arbeit an diesem Projekt war ohnehin völlig merkwürdig, wir haben uns allerdings schnell an die scheinbare Absurdität dieses Jobs gewöhnt. Der Filmset in den Londoner MGM-Studios, die mittlerweile gar nicht mehr existieren, glich einer Art Disneyland. Wir lebten sieben Monate lang in einer Scheinwelt. Aber rückblickend betrachtet, haben Kubrick und Arthur Clarke beim Schreiben des Drehbuches Weitblick bewiesen. Ihre Visionen vom Jahr 2001 haben sich als ziemlich präzise herausgestellt. Zumindest teilweise.
Nach dem großen Erfolg von »2001« wurden Sie in Hollywood als einer der kommenden Stars gehandelt. Weitere nennenswerte Erfolge blieben allerdings aus.
Dabei hatte ich einige, aber nicht in Hollywood. Ich habe erfolgreich Theater gespielt am Broadway. Die Bühne ist mein Zuhause, hier fühle ich mich einfach wohler als vor der Kamera. In den vergangenen beiden Jahren habe ich mal wieder Rollen in TV-Produktionen angenommen, unter anderem in der »Audrey Hepburn Story« die von ihrem Vater Joseph. Und ich kümmere mich um den von mir und meiner mittlerweile verstorbenen dritten Frau gegründeten Artists Workshop in Westport, Connecticut, wo ich auch lebe.
Was ist ein Artists Workshop?
Eine Art Anlaufstelle für Schauspieler, die sich dort auf ihr nächstes Engagement vorbereiten können. Daneben kommen viele Bühnendarsteller zu uns, die derzeit ohne festes Engagement sind und sozusagen die Räder geölt halten wollen. Ich helfe diesen Leuten auch dabei, an ihrer künstlerischen Ausstrahlung zu arbeiten.
Sie werden im nächsten Jahr 66 Jahre alt, wann gehen Sie in Rente?
Wahrscheinlich nie. Ich möchte meinen Beruf so lange wie möglich ausüben. Ich bin sehr aktiv, reise sehr viel und habe mir erst kürzlich mit meiner vierten Frau Mia ein neues Haus in Connecticut gebaut. Außerdem bin ich nach wie vor Jurymitglied beim Filmfestival in Lissabon. Und ich habe auch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch mal eine Dokumentation über die Entstehung von »2001« zu drehen. Das ist mein großer Traum seit Jahren. Denn dieser Film ist ein Meisterwerk, und ich bin sehr stolz, dass ich darin mitwirken konnte. Nur sollte ich mich wohl beeilen, denn Kubrick ist schon tot, und ich werde auch nicht jünger.
Interview: Andreas Renner