Die in Hongkong geborene Tochter eines britischen Offiziers war jahrelang Muse von Salvador Dali und wurde mit Hits wie 'Follow Me' zur Disco-Königin. Später startete sie im deutschen TV die Sendung 'Peep!' STERN: Frau Lear, wo stecken Sie gerade?
LEAR: In einem Studio in Mailand. Ich zeichne meine Show 'Häßliches Entlein' fürs italienische Fernsehen auf.
STERN: Wer ist das Entlein?
LEAR: Die Leute von der Straße. Wir fragen sie: 'Sind Sie mit Ihrem Aussehen zufrieden?' Die meisten sind es nicht. Also bieten wir ihnen an, sie in schöne Menschen zu verwandeln. Wir haben Friseure, Visagisten, plastische Chirurgen
STERN: Wie bitte?
LEAR: Klar, manche wollen eine neue Nase oder größere Brüste. Es gibt auch welche, die möchten 30 Kilo verlieren.
STERN: Würden Sie bei so was auch mitmachen?
LEAR: Nein, ich würd mich nie dafür unters Messer legen. Na ja, ich sollte nicht nie sagen. Bislang bin ich aber die Anti-Cher. Die hat alles operieren lassen und fühlt sich einsam. Ich habe Hunderte von Boyfriends. Die jungen Männer wollen reife Frauen und keine 18-jährigen magersüchtigen Mädchen bumsen.
STERN: Wie steht denn Ihr Mann zu den vielen Jungs?
LEAR: Er weiß, dass er eine außergewöhnliche Frau gehei- ratet hat, mit der das Zusammenleben ziemlich hart ist. Hätte mein Mann ein friedliches Leben gewollt, hätte er meine beste Freundin nehmen können.
STERN: Schauen Sie noch manchmal 'Peep!' im deutschen Fernsehen an?
LEAR: Nein. Ich war gar nicht glücklich, als ich 'Peep!' moderiert habe. Ich finde, dass das Sexleben ins Schlafzimmer gehört und nicht ins TV. Wenn Leute dasitzen und in aller Öffentlichkeit sagen: 'Ich stehe auf Damenstrümpfe', ist das doch verrückt. Mir war das einfach nur peinlich. Dabei war ich eines der ersten Skandalmädchen.
STERN: Disco-Queen würde besser passen.
LEAR: Ich dachte, diese Disco-Welle würde nur ein paar Monate dauern, aber dann fuhr die ganze Welt drauf ab. Disco ist nur leider keine besonders gute Musik. Natürlich habe ich wahnsinnig viele Platten verkauft, aber ich war froh, als das vorbei war.
STERN: Haben Sie noch Kontakt zu Ihren alten Spezis?
LEAR: Im Sommer habe ich Bryan Ferry bei einer Modenschau gesehen, zum ersten Mal seit 15 Jahren. Ich finde, er ist alt und dick geworden. Dann hat mich Marianne Faithfull in meinem Haus in der Provence besucht. Sie hat mir sogar ein Bild abgekauft. Und letztes Jahr habe ich bei einem Disco-Konzert Grace Jones, Boney M. und Gloria Gaynor getroffen.
STERN: Und wie war das Wiedersehen?
LEAR: Wie Jurassic Disco. Neulich habe ich David Bowie im Fernsehen gesehen. Er hat neue Zähne, die sind viel zu weiß und viel zu groß. Da hat er übertrieben.
STERN: Und was machen Sie, außer dass Sie sich um hässliche Entlein zu kümmern?
LEAR: Zum Beispiel malen. Seit neuestem kann man meine Bilder sogar im Internet kaufen, in der virtuellen Galerie www.kunstbehandlung.de. Außerdem habe ich gerade eine Techno-Version von 'From Here To Eternity' für eine CD mit Giorgio-Moroder-Liedern aufgenommen. Und dann soll mein Buch über meine Zeit mit Salvador Dali verfilmt werden.
STERN: Wer gibt den Meister?
LEAR: Jeremy Irons soll Dali spielen und Claudia Schiffer mich. Also haben sie mein Buch an Claudia geschickt, und sie hat mich angerufen und gesagt: 'Das Buch gefällt mir, wer hat's für dich geschrieben?' Und ich habe geantwortet: 'Schön, dass es dir gefällt, wer hat es dir denn vorgelesen?' Und dann haben wir beide gelacht.