Mit »Hiatamadl« stellten der Bergrocker aus Österreich und seine »Alpinkatzen« 1992 die VOLKSMUSIKSZENE auf den Kopf. Als seine Karriere auf dem Höhepunkt war, hörte er 1994 mit Live-Musik aufZur Person :
VIELSEITIG - Hubert Achleitner, 49, der sich nach seinem Heimatort Bad Goisern nennt, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Salzburg. Nach dem Ende der »Alpinkatzen« (rechts bei einem Auftritt im April 1994) arrangierte der Bauernsohn, der experimentelle Musik und Elektroakustik studiert hat, zum Beispiel die Filmmusik zu »Schlafes Bruder« und gab sein Debüt als Schauspieler in »Hölleisengretl«. Ab 11. März tourt er jetzt durch Deutschland
Nach sieben Jahren Bühnenabstinenz nun endlich wieder Konzerte. Ihre Fans freuen sich auf das »Hiatamadl« ...
Ich kann's nicht mehr hören. Ich werd's auch nicht spielen. Ich will nicht. Und den Text kann ich auch nicht mehr.
Sie verweigern den Leuten Ihren größten Hit? Stehen Sie nicht mehr zu Polka-Rock, keine Lust mehr auf Jodeln?
Ich bin nicht so blöd und nagel mich auf einen Stil fest. Ich bin ein vielseitiger Musiker.
Stimmt, Sie lieben die Abwechslung. Reisen nach Afrika und Tibet, hinterher folgen immer CDs mit Musikern dieser Länder. Wohin geht die nächste Reise?
Wenn ich es wüsste, würd ich's nicht sagen. Das ergibt sich, ist nicht geplant. Auf den Reisen traf ich wunderbare Leute, die mich auf ihrem Weg mitnahmen. Hinterher brauchte ich ein musikalisches Ventil, sonst hätt's mich zerrissen.
Das neue Album ist ruhiger, Sie spielen Soul, Funk und Blues, Musik der siebziger Jahre. Es heißt Fön. Wo ist das »h« geblieben?
Ich hab's weggelassen, weil es nicht gut ausschaut. Seit es die neue Rechtschreibung gibt, weiß ohnehin niemand mehr, wie was geschrieben wird.
Sie lassen noch mehr weg, machen's wie Tom Waits, der seine letzte Blues-CD ohne Elektronikschnickschnack im Hühnerstall einspielte. Ist Waits ihr Vorbild?
Ja, ich mag ihn. Musik muss berühren. Wenn ich sie höre, will ich die Finger der Musiker vorm geistigen Auge sehen, kein Soundgewabber, das aus Kästchen quillt.
Was kommt als nächstes? Noch ein Film mit dem Schauspieler Hubert Achleitner?
Ich war in »Hölleisengretl« nicht sehr überzeugend, musste einen widerwärtigen Typen spielen. Aber ich versuch's schon noch mal, denn ich steh gern auf der Bühne.
Oder eine weitere Trachtenkollektion?
Die Modekollektion - das war eine Idee meines Agenten Hage Hein, er wollte unsere Bühnenklamotten vertreiben.
Ging's dabei nur ums Geld?
Ja, zuerst wehrte ich mich, wollte mich nicht verzetteln, aber er hat mich überredet. Wir streiten viel. Er will immer wieder, dass ich im »Musikantenstadl« auftrete. Ich spring ihm jedesmal an die Gurgel.
Sie müssen sich dort doch nicht verbiegen, sondern können Ihre Musik spielen. Also warum nicht?
Weil es eine Grenze des guten Geschmacks gibt. Und die ist für mich beim »Musikantenstadl« übertreten.
Aber Sie lieben doch die Volksmusik.
Nicht die volkstümliche. Für mein nächstes Holzmusik-Album spielen wir Volkslieder aus den Alpen ein, natürlich interpretiere ich sie, entstaube sie sozusagen.
So, dass Ihnen wieder vorgeworfen wird, respektlos mit Traditionen umzugehen?
Das sagen nur solche, die aus Gebirgsdörfern in Vorarlberg kommen und nun in der Stadt leben. Die wollen Städter werden, und dann kommt so einer wie ich daher und bringt das Jodeln in die Stadt. Die Volksmusik hat in Österreich ein schlimmes Image, weil der Nationalsozialismus sie für sich in Beschlag nahm, Jodeln wird gleichgesetzt mit reaktionärem Denken und Leben. Kaum einer kennt noch die Lieder. Wir müssen den Rechtsradikalen diese Musik wieder wegnehmen. Ich hörte von meinem Sohn, dass die Kinder keine Lust zum Singen mehr haben. In Salzburg! Dem Zentrum der Volksmusik. Ich hab dann das ganze letzte Jahr in der Schule den Zehnjährigen Musikunterricht gegeben. Umsonst.
Als Zehnjähriger haben Sie schon Trompete gespielt ...
... mit zwölf spielte ich im Blasmusikorchester!
Mit 20 flogen Sie raus. Warum?
Ich hatte lange Haare, war Revoluzzer und wollte mir nicht vom Instrumentenwart vorschreiben lassen, welchen Marsch wir blasen.