Seine Modenschauen glichen großen Theaterstücken. Er wickelte Models in Zellophanfolie ein oder stand selbst in Unterhose auf dem Laufsteg: John Galliano verstand es, seine Mode als Kunst zu inszenieren. Seit Januar muss das Modehaus Dior nun ohne seinen ehemaligen Designer auskommen. Der neue Chef heisst Bill Gaytten.
Am Montag schlug bei den Haute-Couture-Schauen in Paris deshalb die Stunde der Wahrheit: Wie gut würde Dior ohne Galliano sein? Gayttens Antwort war ein Mix aus vielen Ideen. Ob die grüne Elfe aus dem Sommernachtstraum oder der traurige Zirkusclown in einem üppigen Kleid. Die Dior-Schau quoll vor kreativen Elementen nur so über. Ein roter Faden allerdings, ein Überthema, ließ die Schau vermissen. Stattdessen überraschte fast jede Kreation mit neuen Elementen.
Immer wieder tauchten während der Show geometrische Formen als Kopfbedeckung auf. Daneben wechselte das Model mit Käsereibe und Sturmfrisur mit einer Pantomime im Zirkus-Look. Am Ende wirkte es deshalb ein bisschen so, als fehle dem Zirkus ein Direktor. Doch auch wenn die Kreationen bei den Zuschauern in Paris viele Fragezeichen hinterließen, handwerklich war die Mode von Dior perfekt wie gewohnt. Allein traute sich der neue Chefdesigner offenbar trotzdem nicht auf den Laufsteg: Gaytten verabschiedete sich am Ende gemeinsam mit seiner Assistentin Susanna Venegas.