Tatjana Patitz, Eva Padberg, Claudia Schiffer, Heidi Klum: Sie alle haben dem Otto-Katalog bereits ihr Gesicht verliehen. Und jetzt also auch Sie. Was ist das für ein Gefühl in einem Atemzug mit diesen Supermodels genannt zu werden?
Das ist großartig, eine echte Ehre für mich. Als die Anfrage kam war ich ein bisschen schockiert. Natürlich im positiven Sinn. Ja, ich kann sagen, dass ich überrascht war. Dass Otto an mich als Model glaubt, ist ein großes Kompliment.
Wie ist eigentlich der Kontakt zu Otto zustande gekommen?
Sie haben mich auf Fotos in der Bild und in holländischen Zeitungen gesehen. Anscheinend muss ich ihnen gefallen haben (lacht). Dann haben sie mich angerufen. Beim ersten Mal musste ich allerdings absagen, weil ich gerade schwanger war. Nach der Geburt gab es wieder einen Kontakt und da hab ich sofort ja gesagt.
War Ihnen als Holländerin der Name "Otto" sofort ein Begriff?
Ja natürlich, absolut. Jeder in Holland kennt Otto. Als kleines Kind habe ich im Urlaub am Strand immer den Katalog mit großen Augen durchgeblättert und die schönen Mädchen in Badeanzügen bestaunt. Jetzt bin ich selber darin zu sehen (lacht).
Können Sie ein bisschen was von den aktuellen Fotoaufnahmen erzählen?
Die fanden im letzten Jahr auf den Bahamas statt. Und zwar schon sechs Wochen nach der Geburt meines Sohnes. Auf dem langen Flug war ich unheimlich angespannt, aber das hat sich ganz schnell gelegt. Auch weil das Team locker und die Umgebung traumhaft schön waren. Das hat sich einfach alles rundherum gut angefühlt.
Könnten Sie sich vorstellen, die Mode auch privat in Ihrem nächsten Urlaubsdomizil zu tragen?
Absolut! Das was ich im Katalog anhabe, ist Sylvie im Sommer. Die Stoffe fühlen sich wunderbar an, die Farben sind so vielseitig. Aber das Wichtigste: Ich fühle mich darin wohl.
Wo geht Sylvie van der Vaart eigentlich privat einkaufen? Auch mal bei H&M oder müssen es immer nur Designer-Klamotten sein?
Ich liebe die Mode und ich liebe die Mischung. Ich bin nicht die Frau, die zu Gucci geht und der Verkäuferin sagt: "Was die Puppe da trägt, möchte ich gerne haben". Natürlich gehe ich auch zu H&M oder Zara. Vielleicht auch mal zu Gucci, aber von Kopf bis Fuß in Designerklamotten herumzulaufen, finde ich total unspannend.
Sie haben vorher im Amsterdam gelebt. Das ist ja auch eine sehr trendige Stadt. Jetzt also Hamburg. Was gefällt Ihnen besonders an der Elb-Metropole?
Hamburg ist eine traumhafte Stadt. Es gibt viel Grün, das Wasser, die Architektur - alles fasziniert mich. Die Stadt ist groß, aber sie fühlt sich irgendwie klein an. Sie ist eine ästhetische Schönheit. Kann man das verstehen (lacht)? Ich darf das eigentlich nicht sagen, aber ich mach es trotzdem: Hamburg ist schöner als Amsterdam. Als moderne Frau kann man hier traumhaft schön leben. Sonst natürlich auch.
Apropos moderne Frau: Verwalten Sie denn auch die Haushaltskasse im Hause van der Vaart?
Ich glaube schon (lacht). Zumindest weiß ich, was in die Kasse kommt und was wieder rausfließt.
Themawechsel: Sie sind in ihrem zweiten Leben die Frau von Fußball-Star Rafael van der Vaart. Was sagen Sie zu den glamourösen englischen Spielerfrauen, die in der Mehrzahl und im krassen Gegensatz zu Ihnen ja nur wegen des Geldausgebens bekannt geworden sind?
Na ja, das sind größtenteils schon auch Vorurteile, die von euch gestreut werden. Du kennst die Damen ja nicht persönlich. Die Ehefrauen von Asheley Cole und Wayne Rooney arbeiten ebenfalls als Modells. Das Image der Spielerfrauen ist generell schlecht. Ich bin jetzt auf dem Cover vom Otto-Katalog, aber wissen das die Menschen in England? Die denken wahrscheinlich auch, nur weil sie ein Bild in der Presse gesehen haben: Aha, die van der Vaart hat sich wieder ein kurzes Röckchen angezogen und stolziert durch Hamburg. Und so entstehen dann die Vorurteil über die "wags" (englische Abkürzung für Spielerfrauen, wives and girlfriends, Anm. d. Red.).
Wie gefällt Ihnen der Style von Victoria Beckham?
Sie ist eine echte Stilikone. Sie ändert sich in ihrem Style ständig. Wie sich derzeit gerade kleidet, vor allen auf Abendveranstaltungen, gefällt mir allerdings nicht. Das ist sehr streng und maskulin. Ich bin da viel weiblicher.
Sie haben in Holland auch als Fernsehmoderatorin gearbeitet. Könnten Sie sich das auch in Deutschland vorstellen?
Was für ein Format müsste das sein? Wenn ich mich dafür entscheiden sollte, wieder fürs Fernsehen zu arbeiten, dann müsste es um Mode, Lifestyle und Musik gehen. Der Nachteil beim Fernsehen ist allerdings, dass man sich nie die Zeit aussuchen kann, wann man arbeiten will. Gerade für mich als Mutter ist das natürlich schwierig. Ich will für mein Baby da sein und meinen Mann unterstützen. Das ist die momentane Situation. Die Otto-Aufnahmen ließen sich damit sehr gut kombinieren. Eine Woche Fotoshooting und dann wieder nach Hause. Das krieg ich gerade noch so hin. Wenn der Kleine in die Schule kommt, wird sich das möglicherweise ändern.
Was hat Ihr Ehemann Rafael eigentlich im Vorfeld dazu gesagt, dass sie das neue Cover-Model des Otto-Kataloges werden?
Er hat mich voll unterstützt, weil es sich um Qualitätsaufnahmen handelt. Das war ihm schon wichtig. Raffa findet es toll, dass ich auch mein eigenes Geld verdiene. Aber er braucht genauso wie mein Sohn meine Zuneigung (lacht). Wenn die beiden zu kurz kommen würden, fände ich das selber schlimm.
In Holland kennt Sie jeder. Da werden Sie auf der Straße eher erkannt als Ihr Mann, der immerhin auch für die niederländische Nationalmannschaft spielt. Wie ist das in Deutschland?
Genau andersherum. Raffa ist in Hamburg stadtbekannt, ich nicht. Aber vielleicht ändert sich das ja jetzt (lacht).
Interview: Klaus Bellstedt