Reisegepäck, Aktenmappen und dazwischen eine echte "Handtasche", aber für Herren: Der neue Accessoires-Laden von Dior Homme an der feinen Pariser Avenue Montaigne lässt Männer in ehedem weibliches Terrain vorstoßen. Und verwirklicht damit, was derzeit auf den Catwalks der seit Freitag laufenden Kollektionsschauen der Männermode für Herbst/Winter 2005/6 passiert. In Paris werden Männer ein bisschen weiblicher. Sie tragen Handtaschen und Abendbeutel, Pelzstola und Ansteckblume. Und wirken dennoch nicht wie verkleidete Frauen. Eher wie kleine Prinzen oder Bohemiens. Neben der romantischen Note, den weichen Lockenfrisuren und dank Glanzpuder frischen Gesichtern der Models, prägen britische Schneiderkunst und ein Schuss Sportivität den Look des nächsten Winters.
"Rückkehr zur Raffinesse" nennt es Didier Grumbach, Präsident der Pariser Vereinigung der Modeschöpfer. Die Männer hätten Lust auf anderes als reinen Sportswear. Die Schau des amerikanischen Designers Marc Jacobs für Louis Vuitton am Samstag brachte dies auf den Punkt: Lange Stiefel aus Straußenleder werden zu schwarzen oder glänzendbraunen Cordhosen getragen, die grobe Marinejacke passt auf einmal zu abendlichen Lackschuhen. Große Kelim-Taschen oder feine Fellbeutelchen gehören selbstverständlich dazu. Pelz gibt es in allen Variationen: als kurz geschorene Ponyjacke, edle Astrachanweste oder schmeichelnden Schal aus Kaninchenfell. Blauer Cordsamt und dicke Fransenschals vervollständigen diesen jungen Look.
Spannungsfeld zwischen maskulin und feminin
Dries van Noten mixt Romantik mit urbanem Chic. Die Lesung einer Textcollage von Paul Auster und dessen Frau Siri Hustvedt lief statt Musik im Hintergrund vom Band. Und während der Text Schlaglichter auf die Sicht von Frauen auf ihre Liebhaber und von Männern auf ihre Geliebten warf, illustrierte auch die Kollektion das Verhältnis von maskulin und feminin. Weiße Hemden und Lederhosen, Mäntel mit Fischgrät- oder Karomuster, Blüten im Knopfloch, Pelzkragen und Teppichtaschen zeichneten das Bild eines Mannes, der durchaus tagsüber als Investment-Banker arbeiten könnte und abends vielleicht Chopin-Etüden am Klavier probt.
Passend zur neuen Mode ist die Stimmung bei diesen Schauen von sanfter Entspanntheit geprägt. Presse-Attachés, die vorher als eine Art Bullterrier bekannt waren, haben plötzlich Kreide gefressen. Die Musik stammt von Soft-Sängern wie Gilbert O’Sullivan, und die sonst so coolen Leute im Publikum schauen sich in die Augen. Bei der Show des neuen Kult-Designers Kris van Assche herrschte vor Beginn beim wartenden Publikum eine derart gelassene Atmosphäre, dass die sonst zur Modewelt gehörende Hektik als Fremdwort erschien. In der Kollektion werden weiße Turnschuhe und Funktionswesten zu einem Gentleman-Look mit schwarzen Anzügen und Hüten kombiniert.
Wahnsinniger Andrang herrschte bei Yohji Yamamoto, der in seinem eigenen Showroom zeigte. Doch auch hier ließ sich keiner aus der Ruhe bringen. Und auch die Mode beruhigte. Gedeckte Farben - Schwarz, Grau und Violett - und klassische Schnitte wirken manchmal fast zu schlicht. Die Raffinesse liegt im Detail: In den unter weiten Anzügen hervorblitzenden Feinstrick-Schals, die um die Hüfte geschlungen werden, den an Reisekoffer erinnernden Gurten auf dem Rücken der Entwürfe und in Kunstwerken abgeschauten Mustern: Große Rechtecke in mattem Rot, Grün und Grau lassen an die Farbflächen des Malers Mark Rothko denken.
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