Der Name Marius Sperlich sagt euch vielleicht im ersten Moment noch nichts – aber ein Foto des deutschen Fotografen habt ihr garantiert schon einmal gesehen. Entweder auf Instagram (zum Beispiel die blauen Lippen mit Europa-Sternchen und einem "Go Vote" auf der Zunge) oder auf dem Cover des US-amerikanischen Playboy. Seine Fotos sind bunt und trotzdem reduziert auf das Wesentliche, aber vor allem schafft der Fotograf es, Gesellschaftskritik mit Sexyness zu verschmelzen. Von seiner Kunst begeistert scheinen aber nicht nur seine fast 400.000 Follower auf Instagram zu sein – sondern auch die Produzenten des neuen Videos zum Song "Wobble Up" von Chris Brown, Nicki Minaj und G-Eazy.
Hat man für das neue Video von Chris Brown Ideen kopiert?
Denn wenn man sich den fast vierminütigen Clip so ansieht, kommt einem das ein oder andere Motiv bekannt vor. Das sieht auch Marius Sperlich so. Zwei seiner bereits 2018 veröffentlichten Fotos finden sich fast 1:1 wieder: eine Brust mit aufgeklebten Temperaturregler auf dem Nippel und ein Hintern, der aus dem Wasser ragt und zu einem Strand mit Palme umfunktioniert wird. Und tatsächlich fällt die Ähnlichkeit sofort auf, wenn man das Video schaut. Die Hintern-Insel ist vielleicht tatsächlich auch schon anderen Künstlern zuvor eingefallen – zusammen mit dem Brust-Regler tendiert die Wahrscheinlichkeit für einen dummen Zufall allerdings gegen Null.
Aber nicht nur das: Auch vom Künstler Tony Futura soll man sich laut dem Fotografen "inspirieren" lassen haben. Zwei Zitronen, die so aufgestellt sind, dass sie aussehen wie Brüste. Durch die rechte Zitrone ist ein Piercing gestochen, so dass es wie ein Nippelpiercing aussieht. Und auch von Fotografin Vanessa McKeown gibt es ein Bild von 2015, das fast genau so auch im Video vorkommt: ein lilafarbener Ballon in Form einer Aubergine mit einem echten Strunk darauf.
Plagiatsvorwürfe von kleinen Künstlern gibt es immer wieder
Es wäre nicht das erste Mal, dass große Marken von kleinen Künstlern abschauen oder sogar ungefragt Illustrationen oder Fotos auf Shirts und Co. drucken. (Wir erinnern uns an Zara, die in den letzten Jahren mehrmals beschuldigt wurden, bei Kunststudenten und Illustratoren geklaut zu haben.) Auch Marius Sperlich will das Musikvideo nicht auf sich sitzen lassen. Für ihn ist der Fall klar: "Anscheinend wurde meine Arbeit von dem Regisseur kopiert, der das neue Video 'Wobble Up' von Chris Brown, Nicki Minaj und G-Eazy gemacht hat. Ohne Erlaubnis, ohne Quellenangabe."
Auf Instagram hat er den Fall öffentlich gemacht und will mit dem Hashtag #changeindustry auf Diebstahl geistigen Eigentums aufmerksam machen – vor allem seitdem "das Internet und die sozialen Medien Inhalte sofort verbreiten". "Heutzutage ist es sehr einfach, Dinge zu kopieren. Für viele ist das Internet nur eine Quelle für Konzepte, Ideen und freizugängliche Inhalte. Schöpfung, Originale und Quellenangaben interessieren niemanden mehr. Besonders wenn es um junge, aufstrebende Künstler geht ...", schreibt er in seinem Instagram-Post. "Die meisten können sich einen Anwalt für eine Klage nicht leisten. Also schweigen sie. Wir werden nicht schweigen."
In einem weiteren Kommentar schreibt Sperlich, dass er mittlerweile in Kontakt mit der Produktionsfirma des Videos stehe. Es sei das nicht das erste Mal, dass jemand seine Konzepte kopiert habe und er sei auch nicht der einzige, der ständig mit Plagiatsfällen zutun habe. "Deswegen ermutige ich euch Kollegen und Kreative, eure Geschichten mit dem Hashtag #changeindustry zu teilen. Lasst uns gemeinsam etwas Gerechtigkeit und Veränderung bewirken." Wie der Fall nun weitergeht und ob die Vorwürfe sogar vor Gericht landen, wird sich nun zeigen.
