Den Besuchern des Reeperbahn Festivals werden auch in diesem Jahr einige Gesichter immer wieder begegnen: Linda Perry zum Beispiel, die Songwriterin und Sängerin, die 1993 als Sängerin der 4 Non Blondes mit "What's up" einen Welthit landete und später für Stars wie Pink arbeitete; die deutsche Soul-Queen Cassandra Steen; der legendäre Produzent Tony Visconti; der US-Radiomoderator Jason Bentley; und Sängerin Syke Edwards.
Sie alle gehören der Jury des Anchor Awards an – jenem Preis, mit dem im Rahmen des Reeperbahn Festivals die beste Nachwuchsband ausgezeichnet wird. Und sie alle sind deshalb schwer damit beschäftigt, sich die Konzerte aller acht Nominierten anzusehen, um sich bis zur großen Verleihungsgala am Samstag ein faires Urteil bilden zu können.
Anchor Award: Auszeichnung für den Nachwuchs
Zum dritten Mal nach 2016 wird der Preis verliehen - eigentlich erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, ehe diese Auszeichnung für ausgezeichnete Musik etabliert wurde. Schließlich geht es bei der Entdeckersause auf St. Pauli seit der ersten Auflage 2006 stets verstärkt um den Nachwuchs und um das Perlentauchen.
In diesem Jahr dürfen sich die folgenden acht Nominierten Hoffnungen auf den Anchor Award machen:
Anna Aaron
Für eine Newcomerin ist die Folk-Frau aus der Schweiz schon ganz schön erfahren: Ihr Debütalbum "Dogs In Spirit" erschien 2010. Im Anschluss an den Nachfolger "Neuro" (2014) wurde es ruhig um die Sängerin – bis jetzt: Die aktuelle Single "Why Not" ist Vorbote des im nächsten Jahr erscheinenden dritten Albums von Anna Aaron.
Blanco White
Hinter Blanco White steckt der Londoner Sänger und Gitarrist Josh Edwards. Zur Verbesserung seines Gitarrenspiels hat er musikalische Erfahrungen in Spanien und Bolivien gesammelt, bevor er nach Europa zurückkehrte und auf seinen ersten EPs hochemotionale Folk-Songs veröffentlichte. Als stellvertretender Leckerbissen sei an dieser Stelle der Track "Colder Heavens" empfohlen:
Faces on TV
Der belgische Multiinstrumentalist Jasper Maekelberg versteht sich mit seiner Band Faces on TV auf süchtig machenden, psychedelischen Pop. Die Musik des 26-Jährigen mischt laut Pressetext die technischen Finesse von Radiohead und die kargen Düsternis von Portishead – große Töne, vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, aber spannend ist die Musik von Faces on TV allemal.
Die 23-jährige Engländerin wird im Mutterland des Pop bereits als nächster Star gehandelt und mit Birdy verglichen. Das liegt vor allem an den Live-Qualitäten von Freya Ridings – nachzuhören auf dem Mitschnitt ihres Konzerts in der St. Pancras Old Church in London.
Frum
Die Faröer-Inseln sind eine kleine Inselgruppe zwischen Island und Norwegen mit einer sehr lebendigen Musikszene. Neuester Export: Frum. Die junge Sängerin macht verträumten Electro-Pop und weist mit "Beat" bereits einen potenziellen Hit vor.
Hope
Hope klingen mit ihrem Mix aus Ambient, Dark Wave und Noise auf den ersten Blick gar nicht mal so hoffnungsvoll – dafür aber ausgesprochen kompetent. Die vierköpfige Band aus Berlin versucht sich eindrucksvoll an einer Neuerfindung des Post-Rock.
Einflüsse: Beatles, Tom Waits, Serge Gainsbourg
Tamino
Der belgische Songwriter hat sich die ganz Großen zum Vorbild genommen: Die Beatles, Serge Gainsbourg, Tom Waits. Trotzdem klingt sein Indie-Rock eigenständig, inklusive überraschender Einflüsse aus der Klassik und der arabischen Musik.
Tiwayo
Der Franzose macht voll auf Retro: Blues, Gospel, Soul, Rock und Reggae der 1960er- und 1970er-Jahre sind seine Einflüsse. Tiwayo entstammt der spannenden Pariser Szene und durfte bereits als Support Act für Sting und Norah Jones auftreten. Live wird er von einer fünfköpfigen Band unterstützt.