Unsere heutige Gesellschaft ist auf Erfolg konditioniert. Lange arbeiten, am besten in einer Führungsposition und ständige Erreichbarkeit – so ist man wichtig. Man wird gelobt, wenn man etwas erfolgreich abschließt, und je mehr Projekte man hat, desto besser. Und ganz weit vorne ist man, wenn diese dann auch noch standortübergreifend oder gar international sind. Wer lange arbeitet, ist wichtig, ohne ihn läuft es nicht. Viele Überstunden bedeutet also, dass das Unternehmen nicht auf einen verzichten kann. Das ist zumindest in vielen hoch motivierten Köpfen der Fall. Aber ist das wirklich so?
Was einem wirklich in Erinnerung bleibt
Was ist denn eigentlich das, woran man sich später wirklich erinnert? Ist es das erfolgreich abgeschlossene Projekt, für das man gelobt wurde? Die Sonderzahlung, die man abgegriffen hat? Oder sind es die langen Arbeitstage, nach denen man müde ins Bett fiel und keine Zeit hatte, Eltern oder Freunde zu besuchen?
Vermutlich nicht. Vermutlich sind es die Tage, an denen man mal nicht so vernünftig war. Tage, an denen man vor Freude müde war, weil man sich von seinen besten Freunden nicht trennen konnte und es noch ein Bier sein musste. Tage, an denen man eine wunderschöne Zeit mit seiner Familie hatte und sich einen Moment genommen hat, seinen Eltern zuzuhören. Auch wenn man sich dann vielleicht zum dritten Mal die Kindergeschichte von einem selbst anhört – wenn man sieht, wie die Augen dabei leuchten, dann weiß man, dass sie einen wirklich lieben. Ganz ohne Projekte und Arbeitszeit. Sie haben einen schon damals geliebt, als man noch nichts geleistet hatte.
Was wirklich zählt, sind schöne Momente mit den Liebsten
Wenn man an schöne Zeiten denkt, denkt man an die Tage, an denen man mit seinem Partner einen tollen Abend verbracht hat. Abende, an denen man sich endlich Zeit genommen hat, auch mal über Belangloses zu reden, gemeinsam zu lachen, Quatsch zu machen. Das ist es, was wirklich wichtig ist.
Häufig ärgert man sich über Kleinigkeiten. Hier ein Fehler, dort stockt die Arbeit, der Chef war wieder ungerecht. Man macht sich verrückt, weil es einfach nicht so läuft, wie es sollte. Dann streitet man sich mit seinem Partner oder ärgert sich über Nachbarn und Eltern, die einen einfach nicht verstehen. Viel zu oft aber sind es Dinge, die wir nicht ändern können oder vielleicht auch gar nicht wollen.
Angst zu verlieren, was zählt
Letztens ging es meinem Vater schlecht, er hatte Probleme mit dem Herzen. Mein starker Papa, der sonst nie was hat, der immer alles kann. Dieser Papa musste ins Krankenhaus. Auf einmal war alles egal. Auf einmal kann man doch rechtzeitig den Arbeitsplatz verlassen, auf Sport verzichten und sich einfach mal keine Gedanken um das Mittagessen machen. Auf einmal stehen andere Dinge im Mittelpunkt. Nämlich das, was wirklich zählt – die Menschen, die man liebt.
Auf einmal hat man Angst, zu verlieren, was einem wichtig ist. Oft ist es uns nicht einmal bewusst, aber passieren könnte es mit jedem Menschen, den wir lieben. Das wir arbeiten müssen, ist klar, aber vielleicht sollten wir manchmal nicht das Maß verlieren. Ein Job ist ein Job – so lange wir keine Mediziner sind, wird kein Mensch wegen uns sterben. Stattdessen sollten wir ein Leben leben, an das wir uns später gerne erinnern. Wir können fleißig sein, aber wir müssen die Zeit, die wir haben, sinnvoll nutzen und sie nicht damit verschwenden, uns über Fehler zu ärgern. Wir sollten schnell verzeihen, denn es lohnt nicht, lange wütend zu sein. Morgen sieht die Welt wieder anders aus.
Es ist der Moment, der wichtig ist
Aber wer weiß schon, was morgen ist? Jetzt soll die Welt gut aussehen. Wir sollten nicht vergessen, dass die Zeit mit uns und anderen begrenzt ist. Wir sollten versuchen, das Maximum für uns alle rauszuholen und vor allem sollten wir nicht unsere Jobs über unsere Liebsten stellen.
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