Die Serien und Romcoms unserer Jugend haben uns beigebracht, dass jemand, der dich wirklich liebt, dir das mit aufwändig ausgeklügelten Aktionen beweisen wird. Rosenherzen im Hinterhof, Kerzenmeere im Wohnzimmer oder Durchsagen über das Lautsprechersystem der Schule – das Motto lautet: Go big or go home.
Aber möchte man das wirklich? Ist es wirklich nötig? Oder sind diese großen Gesten nur dazu da, etwas anderes zu übertünchen? Das US-Magazin "Cosmopolitan" sprach mit Mariana Bockarova, die an der Universität in Toronto "Beziehungspsychologie" unterrichtet, um die sechs größten Warnsignale zu identifizieren, die signalisieren könnten, dass deine Beziehung ungesund ist.
Um uns hier jetzt nicht in "man", "das Gegenüber" und "diese Personen" zu verrennen, werden wir den toxischen Partner der Einfachheit halber als "er" bezeichnen. Natürlich kann Verhalten dieser Art genau so auch von Frauen an den Tag gelegt werden.
1. Die verfrühte Liebeserklärung
Natürlich wünscht du dir von einem Partner, dass er dir sagt, wie er sich fühlt. Wenn man in jemanden verknallt ist, möchte man, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Aber große Liebesschwüre nach verhältnismäßig kurzer Zeit können auf etwas ganz anderes hindeuten, sagt Mariana Bockarova: Es sei normal, schnell verknallt zu sein, wenn man jemanden wirklich mag, aber Aussagen wie "Ich bin total verliebt in dich" oder "Ich weiß, dass wir seelenverwandt sind und will den Rest meines Lebens mit dir verbringen" nach nur ein paar gemeinsamen Wochen, sei - wenn auch nicht immer - typisches Verhalten bei kontrollierenden, gewalttätigen und narzisstischen Partnern.
Das große Problem hierbei sei, dass er zwar glauben mag dass er so doll verliebt sind, dich aber noch gar nicht wirklich kennt und dann vielleicht aggressiv oder abweisend reagiert, wenn dein Verhalten von dem abweicht, was er sich in seiner idealisierten Vorstellung erhofft hatte.
2. Er schüttet dir sein Herz aus – beim ersten Date
Natürlich ist es schön, wenn ihr bereits bei eurem ersten Date stundenlang quatschen könnt und er dir von seiner Familie und seiner Kindheit erzählt. Das zeigt, dass er dir vertraut und sich dir öffnet. Aber wenn er dir alle Gründe für die Trennung von seiner letzten Freundin darlegt oder – schlimmer noch – nicht aufhören kann, über sie zu lästern, ist er wahrscheinlich noch nicht dazu bereit, sich auf dich einzulassen.
3. "Hey", "Na", "Wie geht's?", "Alles klar?"
Dein Handy vibriert den ganzen Tag mit Nachrichten von ihm? Und wenn du nicht schnell genug antwortest, wird dir daraus ein Vorwurf geschnürt? Während manche Menschen gerne permanent mit dem Partner in Kontakt stehen wollen, brauchen andere mehr Freiraum. Das muss dein Partner akzeptieren.
Laut Mariana Bockarova kann es auch einfach sein, "dass er sich schnell an romantische Partner bindet und nicht versteht, dass das sein Gegenüber überfordert." Aber wird er wütend, wenn du ihn um ein bisschen Zeit allein bittest, oder versucht er dich mit Schuldgefühlen vom Gegenteil zu überzeugen, könnte es Zeit sein, die Reißleine zu ziehen.
4. Ohne dich ist alles doof
Kennst du noch die Kissen und Tassen mit den kleinen Schafen, die selbst Schmetterlinge ohne ihren Partner doof finden? Das mag zwar süß klingen und irgendwie ist es ja auch schön, zu wissen, dass jemand dich gerne bei sich hat, aber auch hier muss es Grenzen geben.
Dein Freund will heute Abend vorbeikommen, obwohl du ihm gesagt hast, dass du dich mit Freundinnen triffst? Er wirft dir vor, nicht genug Zeit für ihn zu haben, weil du Spätschichten schieben musst? "Das Verlangen nach mehr Zeit zu zweit kann toxisch und ungesund werden, wenn du das Gefühl hast, unter Druck zu sein oder aktiv Schuldgefühle eingeflößt bekommst, weil du ein bisschen Zeit in Hobbies oder deine Freunde investieren willst", sagt Bockarova, "Beziehungen sollten auf gegenseitigem Vertrauen, Verlässlichkeit und Liebe basieren, nicht auf Zwang, Emotionsmanipulation und Angst."
Und du musst nicht mal einen "triftigen" Grund wie eine Verabredung haben, um mal einen Abend ohne deinen Freund verbringen zu wollen. Der Wunsch nach einem Abend nur für dich ist absolut verständlich. Wenn dein Freund das anders sieht, ist er womöglich nicht gut für deine psychische Gesundheit.
5. Eifersucht ist eine Leidenschaft …
Ein bisschen Eifersucht ist gut für's Herz. Sie hält auf Trab und macht, dass wir uns gesehen und gewollt fühlen. Aber mehr als ein klimperkleines bisschen sollte es auch nicht sein: "Wenn man auf einmal völlig unschuldiges Verhalten verteidigen muss oder der Partner völlig darauf versessen ist, das Handy und die Social-Media-Accounts zu durchsuchen – und zwar auf eine Art und Weise, mit der du dich nicht mehr wohl fühlst – sollten definitiv die Alarmglocken schellen."
Übertriebene Eifersucht könne ein Zeichen dafür sein, dass dein Freund dich kontrollieren will, so Bockarova.
6. Sag niemals nie
"Ich würde dir niemals wehtun", "Das wird für immer so sein", "Ich werde dich immer lieben", … Diese großen Versprechen mögen zwar für einen Moment ein Gefühl von Sicherheit geben, aber sie können auch genutzt werden, um zu verschleiern und abzulenken. Gut möglich, dass dein Partner gerne große Reden schwingt und schlussendlich aber nicht abliefert.
Im Klartext: Die Wahrscheinlichkeit, dass dir diese Person wehtut – besonders, solltest du dich mal wieder anders verhalten, als es die Traumvorstellung vorsieht – ist fast höher als bei Menschen, die vorsichtiger mit ihren Schwüren sind.
"Es ist besser, darauf zu achten, wie sich eine Person verhält und was ihre Werte sind, bevor man sich einfach auf diese großen Worte verlässt", warnt Mariana Bockarova.
Zusammenfassend gilt: Solange du dich wohl fühlst und ihr euch einig seid, ist doch alles prima. Aber auch in Sachen Liebe kann es manchmal zu viel des Guten sein.
