DEMO war ein Unfall. Oder ein Zufall. Vielleicht auch ein Anfall. Auf jeden Fall war die Gründung einer Jugendbewegung nicht geplant. Alles begann mit der Wahl von Donald Trump. Ich verbrachte die Wahlnacht mit Freunden in Hannover, es war der Tourauftakt der Beginner. Nach dem Konzert hatten wir bis tief in die Nacht getrunken, geraucht, gekniffelt. Als sich die Hochrechnungen gegen halb fünf Uhr in der Früh zugunsten Trumps entwickelten, rief mein Kumpel Jonas: „Das war das letzte Kniffelspiel der freien Welt!“ Am nächsten Morgen erwachten wir mit einem Kater, der so körperlich wie politisch war, und alle fünf Frühstücker wollten das Gleiche: etwas tun. Nur was?
Wie rettet man Menschlichkeit?
Einen Tag später klappte ich nach einer dreistündigen Autofahrt meinen Laptop auf und schrieb einen Facebook-Post: „Liebes Facebook, hiermit gründe ich eine Jugendbewegung.“ Eine Woche danach hatte ich 1000 digitale Mitstreiter. Mittlerweile sind es mehr als 1500. Worum es mir in Zeiten von Trump, Orbán, Putin, Erdogan und Le Pen geht? Um die Rettung der Menschlichkeit. Doch wie rettet man die Menschlichkeit, wenn ihre Totengräber ungestraft in den Kommentarspalten der sozialen Medien Hetze, Lügen und rechte Parolen verbreiten?
Ich hoffe: mit persönlichen Begegnungen. Das ist der Ansatz von DEMO. Weil im Jahr 2017 in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt wird, will DEMO auf Deutschlandreise gehen. Das Ziel ist, alle Bundesländer zu bereisen, und zwar ihre Provinzen. Um denen, die sich abgehängt, ignoriert und von oben herab behandelt fühlen, in die Augen zu schauen und zu sagen: Da sind wir. Lasst uns diskutieren!
Mit direktem Kontakt zu mehr Verständnis
DEMO will nicht gegen, sondern für etwas kämpfen. Wir wollen zum Wählen motivieren, nicht zur Wahl einer bestimmten Partei. DEMO will demokratische Werte vermitteln und die Erstwähler, Jungwähler und Nichtwähler ermutigen, weil jede Stimme zählt.
DEMO will auf den Dörfern und in den Kleinstädten für die 16- bis 25-Jährigen Workshops veranstalten an Hauptschulen, Gymnasien, Berufsschulen. Dafür brauchen wir Lehrer, Pädagogen, Sozialarbeiter, Politikwissenschaftler, Leute mit Ideen. Danach gibt es ein demokratisches Speeddating mit den Vertretern der Jugendorganisationen der Parteien. Beenden wollen wir den Tag mit einem Konzert. Weil Jungsein immer noch bedeutet, mehr Spaß zu haben als die Alten. All das muss organisiert werden. Freiwillige vor!
Wie ein Franchise bei McDonald's
Wir müssen unsere Unterstützer aus dem Netz auf die Straße kriegen. Um so viele Menschen wie möglich zu erreichen, soll DEMO deshalb so etwas wie der McDonald’s unter den Demokratiebewegungen werden. Ein Franchise, bei dem jeder mitmachen kann, der DEMO in seinen eigenen Ort bringen will. Sei es mit einem Stammtisch oder einem Tanz-Workshop. DEMO ist für alle da. Das einzige Kriterium: Jeder, der mitmacht, muss das deutsche Grundgesetz so ernst nehmen, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg gemeint war: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das heißt: DEMO duldet keinen Rassismus, keinen Sexismus, keinen Nationalismus und glaubt an die Freiheit der Presse.
Wer DEMO ist, glaubt an das Schöne, Wahre, Gute. Und gerade weil dieser Satz heutzutage ziemlich ironisch klingt, ist es Zeit für eine neue Jugendbewegung. Wie die Künstlerin Barbara es unlängst auf eines ihrer Plakate druckte: „Hass ist krass. Liebe ist krasser. “
MAREIKE NIEBERDING, 29, kommt aus Vechta. In Berlin und Paris hat sie Literatur studiert und in München die Deutsche Journalistenschule besucht. Sie schreibt unter anderem für NEON und „Die Zeit“.
Updates zu DEMO auf Facebook: @bewegungfuerdemokratie