Wer kennt das nicht: Die erste Klausur im neuen Semester steht an, die Yoga-Prüfung oder der Abschlussbericht für den Chef warten. Aber die Motivation zum Lernen ist im Keller, bevor man überhaupt angefangen hat. Eine Strategie muss her – aber welche?
"Es gibt nicht den ultimativen Hack, nicht das Geheimnis“, sagt Daniel Hunold. "Man muss vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer werden und herausfinden, was für einen die richtige Strategie ist.“ Na, toll. Aber der 33-Jährige muss es wissen: Er ist Dozent an der Universität Greifswald und hat dort das Projekt "MotiviertStudiert" ins Leben gerufen. In seinen Kursen, auf seinem Blog und online bei YouTube, vermitteln er und sein Team Studenten und allen, die lernen wollen oder müssen, kostenlos wie genau das richtig geht.
Intelligenz spielt keine Rolle
Denn auch Lernen will gelernt sein. Doch in der Schule bekommen wir dieses Wissen oft nicht mit auf den Weg. An ein Fach "Lernen" kann ich mich auf jeden Fall nicht erinnern. Meistens bekam man das Wichtigste vom Lehrer in kleinen Häppchen serviert und musste es "nur" noch auswendig lernen – was schon damals nicht immer erfolgreich war. "Im Studium hat man dann plötzlich ein riesiges Problem, weil man alles selber organisieren muss“, sagt Daniel Hunold. Die Kurse, die eigene Zeit und eben das Lernen.
Auch ihm ging es so. Schließlich beschäftigte er sich immer mehr mit dem Thema, forschte in der Psychologie nach und fand Tricks, die schon die alten Griechen kannten. Als er für seinen Vortrag "Wenn ich die Uni geschafft habe, dann schaffst du sie erst Recht" einen Preis bekam, finanzierte er damit sein Coaching-Projekt. Denn wer einmal seine Lernstrategie gefunden hat, kann sie später überall erfolgreich anwenden, ob im Beruf oder einfach für den nächsten Sprachkurs. Reine Intelligenz spielt dabei nicht die größte Rolle – Studien beweisen, dass der IQ nur 50 Prozent des eigenen Erfolges bestimmt. Ein großer Teil sind vor allem Disziplin und Motivation.
Drei Tipps für effektives Lernen
Für jeden, der gerade etwas akut lernen muss oder mit dem Lernen beginnt, hat Daniel Hunold drei Tipps:
- Schaff dir einen Überblick! Fange niemals einfach vorne an und arbeite dich nach hinten durch. Mach zum Beispiel eine MindMap mit den wichtigsten Inhalten und befülle sie weiter
- Wiederholen, wiederholen, wiederholen! Das erste Mal nach 40 Minuten, dann nach einem Tag, dann nach zwei Tagen – nur so kann man sich Inhalte längerfristig merken
- Struktur ist alles! Wenn man sich an ein Schema halten kann, fällt alles leichter und man kann erledigte Aufgaben abhaken
Schweinehund und Panikhuhn
Wer gerade an der Uni oder mit größeren Projekten anfängt, sollte sich außerdem vorm Lernschock in Acht nehmen: Bei vielen neuen Infos und Herausforderungen ist man schnell überfordert und verzweifelt. Helfen kann da laut Hunold, zwei Mitarbeiter kennenzulernen: den Schweinehund und das Panikhuhn. Der Schweinehund, die Aufschieberitis, die verhindert, dass wir mit unseren Ressourcen richtig umgehen. Ganz ins Tierheim geben kann man den Schweinehund wohl nicht - aber er lässt sich zum Glück mit ein bisschen Übung trainieren. So kann man ihm neue Gewohnheiten beibringen: Nach knapp zwei Monaten ist es dann plötzlich viel leichter, pünktlich um sieben aufzustehen. Auch anderen von seinen Plänen zu erzählen kann helfen – das baut sozialen Druck auf und macht es leichter, sie einzuhalten.
Gegenspieler und zugleich die perfekte Ergänzung zum inneren Schweinehund ist das Panikhuhn. Das Federvieh im Hinterkopf warnt lautstark vor der anstehenden Prüfung. Ist es aber zu übermotiviert, neigt man schnell zu Prüfungsangst oder eben zu viel Panik vor anstehenden Aufgaben. Aber auch das Panikhuhn lässt sich trainieren: Indem man Altklausuren übt oder die Prüfung im Kopf mehrfach durchspielt, um Sicherheit zu bekommen. Im besten Fall scheucht das Panikhuhn den Schweinehund genug, um motiviert und fokussiert, aber nicht panisch zu sein.
Was aber, wenn in vier Tagen die große Prüfung ansteht? Auch dann ist ein Erfolg möglich, sagt zumindest Daniel Hunold. Aber es hänge sehr von der eigenen Disziplin, der Motivation und einer guten Strategie ab. Wie ihr das am Besten umsetzen könnt, erfahrt ihr in den Videos von MotiviertStudiert:
Wichtig sei vor allem Realismus, sagt der Experte. "Das Studium sollte die geilste Zeit im Leben sein. Aber es sagt einem vorher keiner, dass man auch viel rudern muss.“ Deshalb wünscht sich Hunold, dass es in ein paar Jahren ein eigenes Fach in den Schulen und an der Universität zum Thema Lernen gibt. Doch jeder muss auch an sich persönlich arbeiten und trotz Enttäuschungen weitermachen: "Man kann sich immer sagen: Als Person bin ich toll, egal was für eine Note ich habe. Für eine gute Note muss ich aber meine Lernstrategien weiterentwickeln.“
