Anna Sorokin alias Anna Delvey muss ins Gefängnis. Die schöne Hochstaplerin wurde von einem New Yorker Gericht des Betrugs schuldig gesprochen. Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance verkündete in einer Mitteilung am Donnerstagabend den Schuldspruch. Demnach sei es erwiesen, dass sich die 28-Jährige unter dem Namen Anna Delvey in der New Yorker High Society als falsche Millionenerbin Leistungen im Wert von mehr als 200.000 Dollar erschlichen hat. Außerdem soll sie versucht haben, mit weiteren Betrügereien Millionenbeträge zu ergaunern. Das genaue Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden. Sorokin drohen laut "New York Times" 15 Jahre Gefängnis.
Der Fall hatte über Wochen international Aufsehen erregt. Die in der Nähe von Moskau geborene Sorokin war im Alter von 16 Jahren nach Deutschland gezogen und in Eschweiler bei Köln zur Schule gegangen. 2016 kam sie in die USA. Laut Anklage war es ihr durch geschickte Lügen und ein selbstbewusstes Auftreten gelungen, von verschiedenen Banken Kredite in Höhe von zehntausenden Dollar zu erhalten, umsonst in Privatflugzeugen zu reisen und Monate in Luxushotels in Manhattan zu leben, ohne die Rechnungen zu begleichen. Sie versuchte außerdem, eine Mischung aus Nachtclub und Kunstgalerie zu gründen und dafür 22 Millionen Dollar zu leihen - und setzte dafür gefälschte Dokumente ein. Staatsanwältin Catherine McCaw warf ihr während des Prozesses vor, mit "krimineller Absicht" gehandelt zu haben.

Anna Delvey nutzte den Gerichtssaal als Laufsteg
Während des Prozesses war nicht nur die ungewöhnlich modische Kleiderwahl der Angeklagten aufgefallen. Die 28-Jährige trat nicht in Gefängniskleidung, sondern in Designer-Mode auf und nutzte den Gerichtssaal als Laufsteg. Die Strategie dahinter: So würde sie vor einer Jury nicht direkt aussehen, als sei sie schuldig.
Auch Verteidiger Todd Sprodek hatte von Anfang an eine aggressive Strategie verfolgt. Er hatte argumentiert, dass Sorokin stets das Geld habe zurückzahlen wollen. "Sie hat nichts unternommen, um die New Yorker von ihrem Geld zu trennen - sie haben es ihr gegeben", führte der Anwalt an. Zum Ende der Verhandlung am Dienstag hatte Sprodek erklärt, dass Sorokin letztlich nur so vorgegangen sei, wie einst im Lied "New York, New York" besungen. "Sinatra hat in New York einen brandneuen Start hingelegt, genauso wie Miss Sorokin", hatte Sprodek laut "New York Post" gesagt.
Der Fall hat in den USA für großes Aufsehen gesorgt. Netflix und HBO planen bereits, Sorokins Geschichte zu verfilmen.
