Campino, Frontmann der Düsseldorfer Rockband "Die Toten Hosen", teilt wieder aus. Nach ZDF-Moderator Jan Böhmermann (Campino in Richtung Böhmermann: "Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch") und Sänger Heino ("Aushängeschild der deutschen Hässlichkeit") ist jetzt Schlagerkönigin Helene Fischer an der Reihe - wenn auch nur ein bisschen.
Im Gespräch mit der österreichischen Zeitung "Kurier" spricht der Sänger über Popmusik und Politik und muss sich dabei Kritik von der Interviewerin gefallen lassen: Das neue "Hosen"-Album sei unpolitisch, so der Vorwurf. Campino kontert, dass seine Band Gefahr laufe, "blass zu werden, wenn wir Statements wiederholen, die ohnehin alle von uns erwarten, wenn wir irgendwo auftauchen."
Campino will sich weiter politisch äußern
Dass der weitgehende Verzicht auf politische Songs auf dem Album "Laune der Natur" nicht bedeutet, dass sich Campino in puncto Politik zurückhält, wird im weiteren Gesprächsverlauf deutlich. So positioniert sich der "Echo"-Preisträger zu Europa ("unglaubliche Möglichkeiten und Freiheiten"), zum Brexit ("hat mich wahnsinnig enttäuscht") und zu Flüchtlingen ("dass aber die große Mehrheit der Flüchtlinge (...) in friedlicher Absicht kommt (...) wird gerne mal übersehen").
Die laut Campino häufig gemachte Unterstellung, dass sein politisches Engagement nur ein Marketinginstrument für Plattenverkäufe sei, streitet er ab: "Die Tatsache ist doch, dass man eher bereit sein muss, bei den Fans Verluste hinzunehmen, wenn man sich politisch positioniert."
Dass sich etwa seine Kollegin Helene Fischer so gut wie überhaupt nicht politisch äußert, hänge womöglich genau mit dieser Überlegung zusammen, meint Campino: "Was wäre, wenn sie sagen würde: 'Ich bin gegen die AfD und gegen die rechtsextreme Stimmung'?" Die Antwort gibt er selbst: "Sie würde unglaublichen Hass auf sich ziehen. Das Management würde vielleicht sagen: 'So einen Ärger brauchen wir nicht, wir haben eine gut geölte Maschine, die perfekt läuft, also bitte in Bezug auf Politik den Mund halten'."
Mit dieser Auffassung hat Campino möglicherweise gar nicht mal so unrecht, allerdings schränkt er auch gleich ein: "Das ist ihr gutes Recht und ich will das auch gar nicht bewerten."
