Slutwalk "Bist du eine Schlampe?": Antwort bringt Erzkonservativen zum Schweigen

Screenshot aus dem Video, das nun Monate nach der Veröffentlichung viral geht
Screenshot aus dem Video, das nun Monate nach der Veröffentlichung viral geht
© Sir Staket of Tables/Screenshot Twitter
"Slutwalks" sind weltweite Demonstrationen gegen die Täter-Opfer-Umkehr bei Vergewaltigungen. Doch nicht allen passt die Selbstbestimmtheit der Frauen. Ein Model hat die perfekte Antwort für all diejenigen.

"Bist du eine Schlampe?" Der erzkonservative Pastor und Talkshow-Gastgeber Jesse Lee Peterson stellte Teilnehmerinnen des Slutwalk in Los Angeles im vergangenen Jahr vor laufender Kamera diese Frage. Während seine Interview-Methode nicht nur fragwürdig, sondern auch schwer zu ertragen ist, hat Model Samirah Raheem die perfekte Antwort für Peterson:

"Ich habe mich so angezogen, weil ich anziehen kann, was immer ich möchte"

Einige Passagen des Interviews:

  • Peterson: "Bist du eine Schlampe?" 
    Raheem: "Ja. Wir sind alle Schlampen." 
  • P.: "Warum bist du eine Schlampe?" 
    R.: "Weil ich meinen Körper besitze. Er ist kein politischer Spielplatz und kein Ort für Gesetze. Es ist mein Körper und meine Zukunft."
  • P.: "Wie alt bist du?"
    R.: "Erwachsen."
  • P.: "Schläfst du mit vielen Männern?"
    R.: "Nein, ich bin Jungfrau." 
  • P.: "Also bist du keine Schlampe." 
    R.: "Doch, du kannst eine Schlampe sein. Eine Schlampe ist nicht nur deine Definition von Schlampe. Ich definiere, was eine Schlampe ist. (...) 'Schlampe' ist die Bezeichnung für jeden, der seine Sexualität besitzt."
  • P.: "Bist du heute wie eine Schlampe angezogen?"
    R.: "Nein. Ich bin wie eine Frau angezogen." 
  • P.: "Du siehst wie eine Schlampe aus."
    R.: "Ich habe mich so angezogen, weil ich anziehen kann, was immer ich möchte! Punkt."
  • P.: "Warum würde Gott wollen, dass du eine Schlampe bist?"
    R.: "Er würde wollen, dass ich bin, wer immer ich sein möchte, weil Gott daran glaubt, dass wir eine Wahl haben. Und du solltest das wissen, Jesse, es ist der Grund, warum es dir erlaubt ist, dieses hässliche Shirt zu tragen."

Hunderttausende Retweets und Likes

Obwohl das Video bereits im Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, ging es Mitte Juli viral, nachdem @ChrisLuvsErrBody den Ausschnitt auf Twitter teilte. Dazu schrieb er: "Diese Scheiße bringt mich zum Heulen". Nach bereits kurzer Zeit sammelt der Tweet Hunderttausende Retweets und Likes. 

Raheem selbst hat in den sozialen Netzwerken viel Zuspruch für ihre Worte erhalten. "Gott segne sie, Amen zu allem, was sie gesagt hat", ist eine der Reaktionen. Oder: "Ich habe mich gerade verliebt. Wer ist sie? Ich würde sie gern im Internet stalken".

Raheem selbst hat sich auf Instagram für die Unterstützung bedankt. Sie schrieb: "Ich danke euch wirklich für eure Liebe und eure Unterstützung".

Wie "Indy100" berichtet, hat der virale Erfolg des Videos ihr zudem 90.000 zusätzliche Instagram-Follower beschert. Mit Recht.

Slutwalk-Demonstrationen

Die erste Slutwalk-Demonstration fand 2011 in Toronto statt. Sie war die Antwort auf den Satz eines Polizeibeamten, der die Auffassung vertrat, Frauen sollten es vermeiden, "sich wie Schlampen zu kleiden, um nicht Opfer zu werden". Inzwischen finden die Demonstrationen weltweit statt und dienen laut Eigendarstellung dem Engagement für die Unantastbarkeit der sexuellen Integrität des Menschen und den gegenseitigen Respekt vor der persönlichen Entscheidung für oder gegen sexuelle Annäherungen.

Frauen halten Plakate und demonstrieren in Los Angeles
Frauen gehen gegen die Geschlechterungleichheit auf die Straße: Der "Amber Rose SlutWalk" in Los Angeles (2017)
© MARK RALSTON / AFP
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