Manchmal fragt man sich doch, wer sich die Sachen bei großen Firmen eigentlich anguckt, bevor sie auf den Markt gehen. Da arbeiten so wahnsinnig viele Menschen, die wirklich viel Geld verdienen – wieso bringt Gucci trotzdem einen Blackface-Pullover raus? Wieso schreibt sich Lidl groß "Loch ist Loch" auf die Fahnen? Und wieso zur Hölle ist niemandem bei Burberry aufgefallen, dass es vielleicht keine so großartige Idee ist, ein Model mit einer Schlinge um den Hals auf den Laufsteg zu schicken!?
Es ist mal wieder Fashion Week in London und auch das britische Modehaus Burberry zeigte mal wieder, was man für die neue Saison geplant hat. Eine Ode an die Jugend sollte es sein, die Kreativdirektor Riccardo Tisci vor den Schönen und Reichen der Mode-Szene auf den Laufsteg brachte. Und während man immer darüber diskutieren kann, ob die High-Fashion-Runway-Mode nun wirklich irgendjemandes Geschmack trifft, können wir uns vermutlich darauf einigen, dass ein Teil der Kollektion schlicht und ergreifend geschmacklos ist: ein Hoodie, dessen Kapuzenbänder zu einer Schlinge zusammengebunden sind.
Burberry: Suizid ist keine Mode
Model Liz Kennedy, die selbst an der Show beteiligt war, schrieb im Nachhinein auf Instagram: "Suizid ist keine Mode. Er ist nicht glamourös und auch nicht edgy und nachdem diese Show ja den jungen Menschen und ihren Stimmen gewidmet ist, muss ich jetzt was sagen. Riccardo Tisci und alle bei Burberry: Ich kann nicht verstehen, wie ihr zulassen konntet, dass etwas, das so sehr wie eine Schlinge aussieht, auf den Runway geht. Wie kann irgendjemand das sehen und es für in Ordnung befinden? Und dann auch noch in einer Kollektion, die jungen Menschen gewidmet ist. Beeinflussbaren jungen Menschen."
Es gebe hunderte Arten und Weisen ein Seil zu binden und man habe sich ausgerechnet für diese entschieden. Sie habe sich extrem unwohl gefühlt nachdem sie das Outfit gesehen habe, nicht zuletzt "weil es mich an eine Zeit erinnerte, in der meine Familie von Suizid getroffen wurde". Auf Nachfrage habe man ihr gesagt, sie solle einen Brief schreiben, wenn sie sich beschweren wolle und ihr gesagt, dass das "nunmal Mode" sei und sie ihre persönlichen Probleme für sich behalten solle: "Es tut mir Leid, aber das ist ein Problem, das so viel größer ist als ich. Es geht nicht darum, ob ich wütend bin, sondern darum, dass Mode gerne ein Auge zudrückt, um Aufmerksamkeit zu bekommen." Sie schäme sich, ein Teil dieser Show gewesen zu sein, auch wenn ihr Post nicht respektlos gegenüber der Marke oder dem Designer sein solle.
Burberry-Chefs entschuldigen sich
Inzwischen hat sich auch das Modehaus selbst zu dem Design geäußert. Burberry-Chef Marco Gobbetti sagte in einem Statement zu "CNN": "Wir möchten uns für jeglichen Kummer, den unser Design verursacht haben könnte, entschuldigen. Es war unsensibel und ein Fehler." Liz Kennedys Erfahrung reflektiere nicht, wofür die Marke stehe und man wolle "alles Nötige tun, um sicherzustellen, dass so etwas nicht nochmal passiert."
Auch Designer Tisci äußerte sich: "Während das Design eigentlich maritim inspiriert sein sollte, kann ich verstehen, dass es unsensibel war."
