Der Bertelsmann Stiftung zufolge sind ein geringes Azubi-Gehalt und mangelnde berufliche Orientierung die zentralen Gründe dafür, dass sich Jugendliche für das Arbeiten ohne berufliche Ausbildung entscheiden. "Sich beruflich zu qualifizieren, muss für junge Menschen attraktiver sein, als ungelernt zu arbeiten", erklärte Helen Renk, Expertin der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung. "Ohne reguläre Ausbildung steigt das Risiko, arbeitslos zu werden oder im Niedriglohnsektor zu verharren."
Die Probleme bei der Ausbildungssuche unterscheiden sich der Studie zufolge: Menschen mit hohem angestrebten Schulabschluss nennen häufiger Probleme bei der Auswahl und dem Angebot an Ausbildungsplätzen. Befragte mit niedriger Schulbildung sehen das Problem hingegen häufiger darin, Bewerbungen zu schreiben, und fürchten, dass sie geforderte Qualifikationen nicht vorweisen können.
Die Studienautoren heben positiv hervor, dass die berufliche Ausbildung in Deutschland weiterhin einen guten Ruf hat. 43 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler würden demnach gerne eine Ausbildung machen - damit handelt es sich laut Studie um den beliebtesten Bildungsweg nach dem Schulabschluss. Bei denjenigen mit niedriger Schulbildung können sich dies sogar fast neun von zehn grundsätzlich vorstellen.
Allerdings schätzen diese jungen Menschen ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz auch deutlich pessimistischer ein. Mehr als ein Drittel der Schülerinnen und Schüler mit niedrigem Bildungsniveau zweifelt daran, dass sie einen Ausbildungsplatz finden.
"Das kann einer der Gründe dafür sein, warum viele von ihnen zunächst lieber in Aushilfsjobs arbeiten möchten", erklärte Clemens Wieland von der Bertelsmann Stiftung. "Deshalb ist es wichtig, gerade junge Menschen mit niedriger Schulbildung am Übergang von der Schule in den Beruf bedarfsgerecht zu unterstützen und ihnen konkrete Ausbildungsperspektiven aufzuzeigen."
Der Ausbildungsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Markus Kiss, forderte eine "praxisorientierte Berufsorientierung als bundesweite Pflichtaufgabe an allen Schulen" sowie "mehr Aufklärungsarbeit" über das Gehalt. Viele Menschen hätten Vorurteile, dabei seien die tariflichen Ausbildungsvergütungen "in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die allgemeinen Löhne".
Auch viele Befragte mit höherer Schuldbildung zeigten sich in der Befragung der Bertelsmann Stiftung mit Blick auf ihre berufliche Zukunft verunsichert. Das Problem sei hier jedoch vor allem, dass es ihnen schwerfalle, sich in der Fülle an Informationen zur Berufswahl zurechtzufinden, erklärten die Studienautoren. Die Befragten wünschen sich demnach mehr Angebote zur Berufsorientierung, insbesondere in den Schulen.
Befragt wurden von Anfang März bis Mitte April 1755 Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung ist die Studie repräsentativ.