Gesundheitliche Probleme sind der häufigste Grund dafür, dass viele Bürgergeld-Beziehende einer Studie zufolge nicht aktiv nach Arbeit suchen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung und des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hervor. Demnach haben 55 Prozent der befragten Langzeitbezieher in den vergangenen vier Wochen keine Stelle gesucht. Von denjenigen, die nicht suchten, nannten fast drei Viertel gesundheitliche Probleme als Hindernis. Weitere zentrale Hürden seien keine passende Stellen sowie familiäre Verpflichtungen. Rund ein Viertel der Nicht-Suchenden gab an, dass sich ihre finanzielle Situation durch eine Arbeit nicht verbessern würde.
Die Studie weist zugleich darauf hin, dass viele Betroffene kaum von den Jobcentern erreicht würden: 43 Prozent der Befragten berichteten, sie hätten noch nie ein Stellenangebot erhalten. "Die Jobcenter müssen den Schwerpunkt neu setzen", erklärte Roman Wink von der Bertelsmann Stiftung. "Weniger Bürokratie, mehr Vermittlung."
Der Paritätische Gesamtverband kritisierte die öffentliche Darstellung der Ergebnisse. Die Studie erfasse ausschließlich Langzeitbeziehende von mehr als einem Jahr im Bürgergeld und nicht "die Bürgergeldbeziehenden" insgesamt, was das Bild verzerre. Die Aussage, die Hälfte suche keinen Job, sei irreführend. Tatsächlich hätten 59 Prozent der Nicht-Suchenden legitime Gründe wie Krankheit oder die Teilnahme an einer Maßnahme. Von den übrigen 41 Prozent seien wiederum 73 Prozent aktiv auf Arbeitssuche.