Ermittlungen nach Nachtclub-Inferno in Brasilien

Brasilien trauert nach dem verheerenden Brand in einem Nachtclub in der Universitätsstadt Santa Maria mit den Familien der 231 Opfer.

Brasilien trauert nach dem verheerenden Brand in einem Nachtclub in der Universitätsstadt Santa Maria mit den Familien der 231 Opfer. Präsidentin Dilma Rousseff ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, eine für heute geplante Feier im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft wurde abgesagt. Die Polizei nahm einen der Besitzer der Discothek sowie zwei Mitglieder der aufgetretenen Rockband fest. Der Gouverneur des Bundesstaats Rio Grande do Sul, Tarso Genro, kündigte umfassende Ermittlungen an.

Das Feuer war in der Nacht zum Sonntag während einer Studentenparty in dem Club "Kiss" ausgebrochen, ausgelöst wurde es nach Angaben von Augenzeugen durch die Pyrotechnik-Show einer Rockband. Der Brand breitete sich über die Dämmung der Decke rasend schnell aus. Unter den Zuschauern brach eine Massenpanik aus, die meisten Opfer erstickten oder wurden zu Tode getrampelt. Insgesamt 231 der meist jungen Gäste wurden getötet und 116 weitere verletzt.

Gouverneur Genro kündigte eine großangelegte Untersuchung zu den Hintergründen der Katastrophe an, um zu klären, wer die Verantwortung für die vielen Toten trägt. Ersten Berichten zufolge war die Betriebslizenz der Feuerwehr für die Diskothek ausgelaufen. Die Notausgänge sollen versperrt gewesen sein - die Aufpasser sollen die Situation zunächst unterschätzt und alle Ausgänge blockiert haben, um zu verhindern, dass die Gäste ohne zu zahlen die Disko verlassen. Vor der Tür dann behinderten Metallstangen für die Warteschlangen die Evakuierung.

Neben dem Besitzer des Nachtclubs, Elissandro Sphor, seien der Sänger der Gruppe "Gurizada Fandangueira" sowie ein weiterer Mitarbeiter festgenommen worden, der für die Sicherheit der Band zuständig sei, teilte die Polizei mit. Die drei seien für höchstens fünf Tage in Gewahrsam genommen worden.

Für viele der jungen Gäste wurde die Disko zur Todesfalle. Allein 180 Menschen kamen in den Toiletten um, wohin sie auf der Suche nach einem Fluchtweg gerannt waren. Andere, die überlebten, versuchten noch verzweifelt, ohnmächtige Gäste zu retten.

Manchmal verschlimmerten sie dabei jedoch deren Lage, wie ein Augenzeuge berichtete: "Ich werde das Bild nie vergessen - die jungen Leute, die noch während ihrer Flucht stoppten, um andere mit Herzlungenmassagen wiederzubeleben", erzählte Max Müller der Nachrichtenagentur AFP. Der 33-jährige Computerspezialist war während des Infernos mit dem Auto zufällig an dem Club vorbeigefahren. "Viele wussten gar nicht, wie das geht - und brachen den Leuten auch noch die Knochen".

Am Montag wollte Brasilien eigentlich den Beginn der Fußballweltmeisterschaft in genau 500 Tagen feiern. Die Feier im Stadion der Hauptstadt Brasília, mit der der offizielle Countdown beginnen sollte, wurde abgesagt. Santa Maria liegt 300 Kilometer westlich von Porto Allegre, einem der Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft im nächsten Jahr.

Argentinien, das im Jahr 2004 eine ähnliche Katastrophe in einem Nachtclub von Buenos Aires mit 194 Toten erlebt hatte, bot am Sonntag seinem Nachbarn Hilfe an. Unter anderem wollen die Gesundheitsbehörden Brasilien mit Reserven an menschlicher Haut für Transplantationen zur Verfügung stehen.

AFP
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