Vor den Angriffen hatte die israelische Armee Evakuierungsaufrufe veröffentlicht und die Bewohner von drei südlibanesischen Orten zum Verlassen bestimmter Gebäude aufgefordert. Die Armee reagierte mit dem Angriff nach eigenen Angaben auf den Versuch der pro-iranischen Hisbollah-Miliz, ihre in einer Waffenruhe-Vereinbarung untersagten Aktivitäten in der Region wieder aufzunehmen.
Die libanesische Armee erklärte, die neuen israelischen Angriffe zielten darauf ab, die Stabilität des Landes zu "untergraben" und den Abschluss der Stationierung der Armee im Süden des Landes gemäß dem Waffenruhe-Abkommen zu verhindern.
Die israelische Regierungssprecherin Schosch Bedrosian erklärte, Israel werde Maßnahmen ergreifen, um die Einhaltung der Waffenruhe im Südlibanon sicherzustellen. "Israel wird weiterhin alle seine Grenzen verteidigen, und wir bestehen weiterhin auf der vollständigen Umsetzung des Waffenruhe-Abkommens", sagte Bedrosian vor Journalisten: "Wir werden nicht zulassen, dass sich die Hisbollah wieder formiert."
Zwischen Israel und der Hisbollah gilt eigentlich seit Ende November 2024 eine Waffenruhe. Beide Seiten werfen sich jedoch gegenseitig immer wieder vor, dagegen zu verstoßen. Die vom Iran finanzierte Miliz hatte am Donnerstagmorgen erklärt, dass sie jegliche "politischen Gespräche" zwischen dem Libanon und Israel ablehne.
Des US-Sondergesandte Tom Barrack hatte vor wenigen Tagen direkte Gespräche zwischen dem Libanon und Israel als Schlüssel zur Entspannung ins Spiel gebracht.
Zuletzt hatte die israelische Armee, die weiterhin Truppen in fünf Gebieten im Südlibanon stationiert hat, ihre Angriffe im Libanon verstärkt. Ziele sind nach ihren Angaben stets Mitglieder und Stellungen der vom Iran unterstützten Miliz. Israel macht die Entwaffnung der Hisbollah zur Bedingung für ein Ende der Angriffe. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wirft der Hisbollah vor, sich wieder zu bewaffnen und weiterhin im Grenzgebiet militärisch aktiv zu sein.
Auf Druck der USA hatte die Regierung in Beirut die Armee des Landes im August angewiesen, einen Plan auszuarbeiten, um die Hisbollah in Gebieten nahe der israelischen Grenze bis Jahresende zu entwaffnen. Die Miliz lehnt dies ab.
Zeitgleich zu den israelischen Angriffen auf Hisbollah-Ziele verhängten die USA Sanktionen gegen drei Funktionäre der Schiitenmiliz, die an Transaktionen in Höhe von mehreren zehn Millionen Dollar aus dem Iran beteiligt gewesen sein sollen. Das US-Finanzministerium erklärte am Donnerstag, zusätzlich zu den Sanktionen würden alle Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt, Geschäfte mit ihnen seien fortan strafbar.
Der Libanon habe "die Chance, frei, wohlhabend und sicher zu sein", erklärte der zuständige Ministeriumsbeamte John Hurley. Dies könne aber "nur geschehen, wenn die Hisbollah vollständig entwaffnet und von der Finanzierung und Kontrolle durch den Iran abgeschnitten wird".