"Patientinnen und Patienten bekommen endlich einen Überblick über ihre Daten und Befunde", sagte Lauterbach. Ärztinnen und Ärzte könnten mit der Patientenakte bessere Entscheidungen treffen. "Damit wird die Qualität der Versorgung besser."
Nach dem laut Gesundheitsministerium erfolgreichen Abschluss der Testphase startet die elektronische Patientenakte am 29. April im gesamten Land. Ihre Nutzung bleibt für die Ärztinnen und Ärzte sowie für Apotheken und Krankenhäuser allerdings zunächst freiwillig. Die verpflichtende Nutzung für alle Leistungserbringerinnen und -erbringer ist ab 1. Oktober 2025 vorgesehen.
Für die Versicherten bleibt die Nutzung der ePA freiwillig. Sie können deren Nutzung widersprechen - sowohl generell als auch für bestimmte Anwendungen oder Nutzungsrechte. Ohne aktiven Widerspruch erfolgt die Einführung allerdings automatisch. Lauterbach sagte, bislang hätten etwa fünf Prozent der Versicherten von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht.
Lauterbach betonte, auch Selbstbestimmungsrechte der Patientinnen und Patienten würden gestärkt, weil diese nun leichter Zugriff auf ihre ärztlichen Befunde erhielten. Verbessert würden zudem Möglichkeiten für die Forschung sowie den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).
"Vorbei die Zeiten, in denen Befundberichte gesucht, Faxe verschickt, Röntgenbilder mit der Post versandt und Untersuchungen reihenweise doppelt gemacht wurden", sagte SPD-Fraktionsvize Dagmar Schmidt der Nachrichtenagentur AFP. "Das spart nicht nur Nerven und Zeit, sondern auch richtig Geld." Künftig hätten die Nutzerinnen und Nutzer in der elektronischen Patientenakte "alle Gesundheitsdaten beieinander".
In den vergangenen Monaten hatte es zunächst regional begrenzte Testphasen gegeben. Im Vorfeld der Einführung waren wiederholt Bedenken wegen der Sicherheit der in der ePA zu speichernden Daten geäußert worden, unter anderem von Seiten des Chaos Computer Clubs (CCC).
"Für uns hat die Sicherheit von Gesundheitsdaten oberste Priorität", betonte nun Gematik-Geschäftsführer Florian Fuhrmann. Vor dem Start seien mehrere mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) abgestimmte Sicherheitsmaßnahmen fristgerecht und erfolgreich abgeschlossen worden.
Auch Lauterbach sagte, alle Sicherheitsbedenken seien berücksichtigt worden. Er gehe davon aus, dass Deutschland nun "in wenigen Jahren die modernste elektronische Infrastruktur im Gesundheitswesen haben wird".
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) erklärte, insbesondere der allerdings erst ab März 2026 geplante elektronische Medikationsplan könne "ein echter Game Changer" werden. Bereits jetzt verfügbar ist die elektronische Medikationsliste zu auch in der Vergangenheit verordneten Arzneimitteln. Der AOK-Bundesverband rief die designierte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf, die begonnene Digitalisierung konsequent fortzusetzen.
Kritik an der Patientenakte kam von der Linkspartei. Deren Gesundheitsexperte Ates Gürpinar nannte diese "eine Gefahr" für Patientinnen und Patienten. Es gehe "erkennbar nicht darum, die Gesundheit und medizinische Sicherheit" zu steigern, "sondern Berge sensibler Daten zu sammeln", erklärte Gürpinar in Berlin. Dabei sei unklar, "wer diese personenbezogenen Daten von Millionen Versicherten wie auswerten darf".
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch bemängelte, dass bei der ePA einzelne Dokumente nur entweder generell gesperrt oder für einzelne Ärzte nur sämtliche Dokumente gesperrt werden könnten. Brysch forderte daher mehr Differenzierungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten.