Mit Auto in Liverpooler Fußballfans gerast: Urteilsverkündigung beginnt

Gesperrte Straße nach dem Auto-Angriff in Liverpool
Gesperrte Straße nach dem Auto-Angriff in Liverpool
© AFP
Im Mai war er bei der Meisterschaftsparade des FC Liverpool mit seinem Auto in eine Menschenmenge gerast, nun droht dem Angeklagten eine lange Haftstrafe: Der 54-jährige Paul Doyle habe "sein Fahrzeug als Waffe benutzt" und innerhalb von wenigen Minuten 134 Menschen verletzt, sagte Staatsanwalt Paul Greaney am Montag zum Auftakt der Urteilsverkündung vor Gericht in Liverpool. Richter Andrew Menary sagte an den Angeklagten gerichtet, er müsse sich auf eine Freiheitsstrafe "von einiger Dauer" gefasst machen. 

Die Urteilsverkündung soll sich über zwei Tage bis Dienstag erstrecken. Als Höchststrafe droht ihm lebenslange Haft. Doyle wird vorsätzliche schwere Körperverletzung, Landfriedensbruch und gefährliche Fahrweise vorgeworfen. Der Angeklagte habe "die Beherrschung verloren", weil er unbedingt an sein Ziel kommen wolle, erklärte Greaney vor Gericht. 

Am 26. Mai hatte Doyle während der Meisterfeier des FC Liverpool sein Auto in eine feiernde Menschenmenge gesteuert. 134 Menschen wurden verletzt, unter ihnen mehrere Kinder. Doyle wurde noch am Tatort festgenommen. Ein terroristisches Motiv hatte die Polizei bereits zu Beginn der Ermittlungen ausgeschlossen.

Die Spieler des FC Liverpool waren nach ihrem 20. Titelgewinn in der englischen Premier League auf einem offenen Bus durch die Stadt gefahren und hatten sich von hunderttausenden Fans feiern lassen. Zahlreiche Straßen im Stadtzentrum waren wegen der Parade gesperrt. Doyle nutzte jedoch den Einsatz eines Krankenwagens, um hinter ihm her durch die Absperrungen zu fahren.

Die Staatsanwaltschaft stuft den Fall als extremen Fall von aggressivem Verhalten im Straßenverkehr ein: Laut Staatsanwältin Sarah Hammond zeigen Aufnahmen von Doyles Armaturenbrettkamera, dass dieser "sich zunehmend über die Menschenmassen aufregte". 

Statt zu warten, bis die Straße frei wird, sei er "absichtlich auf die Menge zugefahren und hat sich seinen Weg erzwungen", schilderte sie. Es handle sich nicht um eine aus dem Augenblick entstandene Fehlhandlung: "Er hat an dem Tag eine absichtliche Entscheidung getroffen und eine Feier in Chaos verwandelt."

Der 54-Jährige hatte die Vorwürfe zunächst zurückgewiesen, sich im Laufe des Prozesses im November jedoch überraschend schuldig bekannt. Unter Tränen räumte er alle 31 Anklagepunkte ein. 

AFP